Ein neuer Bericht von Save the Children zeigt, warum Mädchen ihre Heimatländer verlassen und welchen Risiken sie auf ihrer Flucht in Nordafrika ausgesetzt sind. Die Studie zeigt: Sowohl Zuhause wie auch auf der Flucht erleben viele Mädchen Missbrauch.

Die 20-jährige Rainatou aus Côte d’Ivoire flüchtete nach Spanien, nachdem ihr Vater sie misshandelte und in eine polygame Ehe mit einem viel älteren Mann zwingen wollte. Seit Rainatous Schwestern vor einiger Zeit von Zuhause geflohen sind, hat sie nichts mehr von ihnen gehört.

So wie Rainatou erging es auch vielen anderen Mädchen, die im neuen Bericht „Mädchen entlang der Fluchtrouten in Nordafrika“ über die Gründe für und ihre Erlebnisse auf der Flucht erzählt haben.

Die meisten von ihnen waren aus afrikanischen Ländern südlich der Sahara geflohen und nach Libyen, Tunesien oder Marokko gelangt, einige reisten auch weiter nach Italien oder Spanien.

Als mein Vater das Verschwinden meiner Schwestern bemerkte, verbrannte er mir die Füsse. Er sagte, wenn du keine Füsse hast, kannst du nicht weggehen.

Rainatou, 20 Jahre alt aus Côte d'Ivoire
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Häusliche Gewalt Jedes fünfte Mädchen nannte häusliche Gewalt als Grund für ihre Flucht.

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Zwangs- oder Frühverheiratung Jedes siebte Mädchen wollte einer Zwangs- oder Frühverheiratung entgehen.

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Sexueller Missbrauch Ein Drittel der Mädchen gab an, auf der Flucht sexuellen Missbrauch oder andere geschlechtsspezifische Gewalt erlebt oder beobachtet zu haben.

Mädchen besser schützen

Die Studie zeigt, dass Mädchen geschlechterspezifischen Fluchtursachen und Risiken ausgesetzt sind und schliesst damit eine Wissenslücke.

Um geflüchtete Mädchen angemessen zu unterstützen, müssen wir verstehen, woher sie kommen, was sie erlebt haben und mit welchen Gefahren sie konfrontiert sind.

Mai Groth Verantwortliche für Internationale Migrationsprojekte bei Save the Children Schweiz

„Bisher werden diese Mädchen auf ihrer Suche nach Schutz weitgehend allein gelassen. Es müssen dringend Angebote verbessert werden, um sie vor Gewalt und Missbrauch zu schützen – in den Herkunfts-, Transit- und Zielländern“, sagt Mai Groth weiter.

Geflüchtete Mädchen in der Schweiz

Auch in der Schweiz ist wenig zur Lebenssituation und den Anliegen der geflüchteten Mädchen bekannt. Im Jahr 2022 stammte fast die Hälfte aller neuen Asylanträge von Kindern.

„Die Perspektive der Kinder wird im Schweizer Asylsystem kaum berücksichtigt. Kinder werden als Anhang ihrer Eltern oder Verwandten betrachtet und wenig miteinbezogen. Somit sind sie weitgehend unsichtbar. Unter den Kindern, die alleine in die Schweiz fliehen, benötigen die Mädchen besonderen Schutz“, sagt Nina Hössli, Leiterin der Schweizer Programme von Save the Children.

Mit unserem Engagement in der Schweiz lassen wir geflüchtete Kinder zu Wort kommen und schaffen kinderfreundliche Orte in Asylunterkünften, in denen Kinder einfach Kinder sein können. In allen Projekten in der Schweiz werden geschlechtsspezifische Schutzbedürfnisse besonders beachtet.

Die Perspektive der Kinder wird im Schweizer Asylsystem kaum berücksichtigt. Kinder werden als Anhang ihrer Eltern oder Verwandten betrachtet und wenig miteinbezogen. Somit sind sie weitgehend unsichtbar.

Nina Hössli Leiterin der Schweizer Programme von Save the Children

"Ich möchte eine gute Ausbildung machen und Ärztin werden", wünscht sich ein geflüchtetes Mädchen in der Schweiz.

Unsere Arbeit für Kinder auf der Flucht

Die Zahl der Migrant:innen weltweit ist laut Internationaler Organisation für Migration auf die Höchstmarke von 281 Millionen gestiegen. Davon sind über 41 Millionen Kinder.
Wir setzen uns für die Bedürfnisse von Kindern in allen Stadien der Migration ein und begleiten sie in den Herkunfts-, Transit-, oder Zielländern. Mehr Informationen zu unseren Migrationsprojekten.