Zum Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni macht Save the Children in einer neuen Studie auf die Problematik der Kinderarbeit in globalen Lieferketten aufmerksam. Trotz Null-Toleranz-Ansätzen von Unternehmen wurden in zehn von 20 Analysen unmittelbare Belege für Kinderarbeit gefunden.

Ob Kleidung, Smartphone oder Lebensmittel: Viele Menschen, die für uns Produkte des täglichen Bedarfs herstellen, können kaum die Bildung ihrer Kinder finanzieren. Daher arbeiten viele Kinder selbst, um ihren eigenen Lebensunterhalt oder den ihrer Geschwister mitzufinanzieren. Zur Schule gehen sie dann meist nicht mehr – obwohl das der Ausweg aus einem solchen Kreislauf wäre.

Obwohl weltweit Fortschritte bei der Armutsbekämpfung erzielt wurden, sind die Risiken von Kinderarbeit in globalen Lieferketten allgegenwärtig – auch in Unternehmen, die ein „Kein-Kinderarbeit“-Prinzip verfolgen. Das zeigt die neue Studie „Kinderrechtsrisiken in globalen Lieferketten: Warum ein Null-Toleranz-Ansatz nicht genug ist“ von The Centre for Child Rights and Business, der gemeinnützigen Tochterorganisation von Save the Children.

Die Studie beleuchtet Risikofaktoren und Geschäftspraktiken in der Produktion, der Landwirtschaft und im Bergbau in Äthiopien, Brasilien, Indien, Indonesien, Sri Lanka, Vietnam, der Türkei und der Demokratischen Republik Kongo. In zehn von 20 Analysen wurden unmittelbare Belege für Kinderarbeit gefunden und in acht der übrigen zehn Analysen ein sehr hohes Risiko dafür beobachtet. Die schlimmsten Formen der Kinderarbeit sind im Bergbau zu finden.

Entgegen der landläufigen Meinung ist Kinderarbeit leider kein Einzelfall, sondern vielmehr ein allgegenwärtiges, strukturelles Problem. Dies sollte uns alle zutiefst beunruhigen.

Sandra Groth
Sandra Groth Verantwortliche für nachhaltige Lieferketten bei Save the Children Schweiz

Monitoring-Mechanismen verringern Kinderarbeit kaum

Die meisten Fälle von Kinderarbeit finden „unter der Oberfläche“ statt, also in den vorgelagerten, unteren Ebenen der Lieferketten und im informellen Sektor der Wirtschaft. Kinder, die ausserhalb des eigenen Zuhauses informelle Arbeit leisten, sind besonders von Ausbeutung durch schlechte Bezahlung und lange Arbeitszeiten gefährdet. Die derzeitigen Monitoring-Mechanismen der meisten Unternehmen verringern Kinderarbeit nur wenig, sondern verlagern diese in die unsichtbaren, informellen Bereiche der Lieferketten.

Null-Toleranz-Politik drängt Jugendliche in den informellen Sektor

Jugendliche Arbeitskräfte, die das gesetzliche Mindestalter zur Aufnahme einer Beschäftigung zwar erreicht haben, aber noch nicht volljährig sind, werden häufig gar nicht eingestellt. Grund dafür ist die Null-Toleranz-Politik vieler Firmen, die keine Beschäftigung von Mitarbeitenden unter 18 Jahren erlauben. Dadurch werden diese jedoch in Sektoren gedrängt, die weniger stark reguliert sind und in denen sie oftmals gefährliche Tätigkeiten ausüben müssen, auch dies eine Form von Kinderarbeit.

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Sorgfaltspflicht im Bereich Kinderarbeit für Schweizer Unternehmen Zum besseren Schutz von Mensch und Umwelt gelten in der Schweiz seit dem 1. Januar 2022 neue gesetzliche Berichterstattungs- und Sorgfaltspflichten für grosse Unternehmen. Im Bereich Kinderarbeit hat die Schweiz konkrete Sorgfaltspflichten eingeführt und weist dem Thema damit eine besondere Bedeutung zu.

Wir hoffen, dass unsere Studie Unternehmen antreiben wird, Verantwortung für die wirksame Behebung von Kinderarbeit in ihren Lieferketten zu übernehmen und sich für die Stärkung von Kinderrechten weltweit einzusetzen.

Adrian Förster Geschäftsführer von Save the Children Schweiz

Save the Children unterstützt Unternehmen im Kinderschutz

Save the Children unterstützt gemeinsam mit dem Centre for Child Rights and Business Schweizer Unternehmen dabei, Kinderrechtsrisiken entlang der Lieferketten zu verringern. Dabei stehen die Bereiche Risiken identifizieren, Kinderarbeit verhindern, jugendliche Arbeitskräfte schützen und familienfreundliche Arbeitsplätze im Fokus.

Weitere Informationen über die Arbeit von Save the Children und das Unterstützungsangebot für Unternehmen finden Sie hier.