Zwei von drei – oder mehr als 13 Millionen – Kindern in Afghanistan benötigen dringend lebensrettende Hilfe, so die neuen UN-Zahlen. Das ist ein Anstieg um mehr als ein Drittel seit Anfang 2021, während das Land in einer der schlimmsten humanitären Krisen der Welt versinkt.

Mutter Zabi (29) mit einer ihrer Zwillingstöchter (3 Monate)

Zabis Realität: kein Geld für Lebensmittel und Heizung

Zabi (29) lebt zusammen mit ihrer Mutter, ihrem Vater und ihren drei Kindern. Vor zwei Monaten starb ihr Mann auf einer Reise in den Iran an Diabetes und liess die Familie ohne Einkommensquelle zurück. Die Familie hat nicht genug Geld für Lebensmittel. Deshalb kauen die Kinder von Zabi auf Papierstücken oder Schutt, den sie auf dem Boden finden, um ihren Hunger zu stillen. Save the Children hat der Familie Bargeld zur Verfügung gestellt, damit Zabi Brennstoff zum Heizen und Lebensmittel für die Familie kaufen kann.

Icon Gruppe-Kinder

Kinder in Afghanistan Nach Angaben der "UN World Population Prospects" sind schätzungsweise 48,5% der Bevölkerung Afghanistans Kinder.

Unfassbare Zahlen: Zabi's Schicksal ist kein Einzelfall

Zabi schildert ihre verzweifelte Lage: „Als mein Mann noch lebte, besorgte er alles Lebensnotwendige, von Lebensmitteln bis zu Kleidung. Jetzt ist Winter, und ich habe keine warme Kleidung für meine Kinder. Wir haben kein Geld, wir haben nichts. Wir haben kein Brennmaterial, um das Haus zu heizen. Ich höre meine Kinder nachts weinen, weil es so kalt ist. Sie können nicht schlafen, weil es so kalt ist, und wir haben nichts zu essen und keine Wohnung, die uns gehört. Sobald wir das Geld [von Save the Children] erhalten, werden wir Milch und andere Dinge kaufen.

Die amtierende Landesdirektorin von Save the Children in Afghanistan, Fiona McSheehy, erklärt: „Das Ausmass des menschlichen Leids in Afghanistan stellt jede andere humanitäre Krise auf der Welt in den Schatten. Die Zahlen sind kaum zu fassen: Es wird erwartet, dass fast das gesamte Land in Armut versinkt, und mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist mit einem kritischen Mass an Hunger konfrontiert.“

Icon Familie

Save the Children in Afghanistan Save the Children unterstützt seit 1976 Gemeinden in ganz Afghanistan und setzt sich für die Rechte von Kindern ein, auch in Zeiten von Konflikten, Regimewechsel und Naturkatastrophen. Seit der Wiederaufnahme der Programme im September hat Save the Children 222.910 Menschen erreicht, darunter 146.690 Kinder.

„Aber die Zahlen erzählen nur einen Teil der Geschichte. Um das wahre Ausmass dieser Krise zu erkennen, muss man die schmerzhaft abgemagerten Kinder sehen, die mit schwerer Unterernährung in unsere Spitäler gebracht werden. Oder man beobachtet die verzweifelten Mütter, die tagelang keine Nahrung zu sich nehmen, damit ihre hungernden Kinder essen können. Die Familien leben wochenlang nur von Brot und kauern sich unter Decken, um sich warm zu halten, weil sie sich kein Feuerholz leisten können. Und das betrifft längst nicht mehr nur die ärmsten Familien – fast die gesamte Bevölkerung kämpft inzwischen ums Überleben.“

Icon Brot

Aktuelle UN-Zahlen Die neuen von der UNO veröffentlichten Zahlen zeigen, dass im Jahr 2022 24,4 Millionen Menschen – mehr als die Hälfte der Bevölkerung des Landes – auf Hilfe angewiesen sein werden. Davon sind schätzungsweise 13,1 Millionen Kinder, gegenüber 9,7 Millionen zu Beginn des Jahres 2021.

So hilft Save the Children

Save the Children verteilte in den ersten beiden Januarwochen im Jahr 2022 Bargeld an 4’800 Haushalte, um sicherzustellen, dass die Familien wichtige Lebensmittel kaufen können, die sie durch den Winter bringen. Tausende Kleidungsstücke, Decken und anderen Winterartikeln werden ebenfalls verteilt. Und in den kommenden Monaten werden mehr als 20’000 Familien Bargeld erhalten, damit sie einen Ofen und einen dreimonatigen Vorrat an Holz oder einen Gasherd und Gas für drei Monate kaufen können, um zu kochen.

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Erschütternde Zahlen Ein weiteres deutliches Zeichen für die eskalierende Krise ist, dass die Zahl der unterernährten Kleinkinder um 700.000 von 3,2 Millionen auf 3,9 Millionen gestiegen ist. Eine Million sind von schwerer akuter Unterernährung bedroht, die ohne Behandlung lebensbedrohlich ist.

Das Ausmass des menschlichen Leids in Afghanistan stellt jede andere humanitäre Krise auf der Welt in den Schatten.