Mehr als 22'000 Mädchen sterben jedes Jahr an den Folgen von Frühschwangerschaften, die durch Kinderheirat verursacht werden. Die Covid-19-Pandemie und Schulschliessungen erhöhen das Risiko für Mädchen verheiratet zu werden. Dies zeigt ein neuer Bericht von Save the Children, der anlässlich des Internationalen Weltmädchentages veröffentlicht wurde. Der 17-jährigen Haouaou in Niger blieb dieses Schicksal dank eines Projekts von Save the Children erspart.

Haouaous Geschichte

Die 17-jährige Haouaou erzählt: „Als die Schulen geschlossen waren, hatte ich Angst, dass meine Freundinnen und ich verheiratet würden.“

Als Haouaous Schule wegen der Covid-19-Pandemie geschlossen wurde, langweilte sich die 17-jährige zu Hause und konnte nichts anderes als bei der Hausarbeit mithelfen. Ihre Familie besitzt weder ein Radio noch ein Telefon oder einen Fernseher, so dass sie nicht aus der Ferne lernen konnte und befürchtete, dass sie das ganze Schuljahr wiederholen müsste. Der Zugang zu Bildung und die Schule als geschützter Ort sind wichtige Faktoren, die Mädchen vor Frühverheiratungen schützt.

Haouaou ist froh, dass ihre Schule kürzlich wieder geöffnet wurde. Sie sagt, dass sie eines Tages als Krankenschwester in ländlichen Gebieten arbeiten möchte: „Der Grund, warum ich Krankenschwester werden möchte, ist, dass in ländlichen Gebieten die meisten Krankenschwestern männlich sind, weshalb Frauen sich schämen, den Krankenschwestern ihre wirklichen Gesundheitsprobleme mitzuteilen, aber wenn die Krankenschwester weiblich ist, können die Frauen ohne Scham mit ihr sprechen.“

Wenn ich heute die Schule abbrechen würde, könnte ich mein Ziel nicht erreichen und würde sicher verheiratet werden.

Haouaou aus Niger

Sie spricht auch über das Thema Kinderheirat: „Wenn ich heute die Schule abbrechen würde, könnte ich mein Ziel nicht erreichen und würde sicher verheiratet werden. In unserem Dorf gab es viele Kinderheiraten, aber seit das Projekt «Marriage: No Child’s Play» angelaufen ist, gibt es fast keine mehr.“

Im Rahmen des Projekts «Marriage: No Child’s Play» stellen wir Schulmaterial zur Verfügung, bieten Ausbildungen für Lehrpersonen an und fördern Massnahmen zur Stärkung der Rolle von Mädchen. Währen Schulschliessungen stellten wir sicher, dass Mädchen Zugang zu Lesematerialien & Alphabetisierungszentren und weiteren Ausbildungsmöglichkeiten hatten. Die Familien und Dorfgemeinschaften werden zudem über die Risiken der Frühverheiratungen und Rechte der Mädchen aufgeklärt.

Gemeinsam mit unseren Unterstützerinnen und Unterstützern setzen wir uns für die Rechte der Mädchen ein. Gerade der Zugang zu Bildung gibt ihnen die Chance und Hoffnung, ihre Zukunftsträume zu verwirklichen – im Video sprechen Haouaou und weitere Mädchen aus der ganzen Welt über ihre ganz persönlichen Zukunftsträume und Hoffnungen:

Aus dem Bericht «Global Girlshood Report»

Obwohl in den letzten 25 Jahren weltweit fast 80 Millionen Kinderehen verhindert werden konnten, kamen die Fortschritte schon vor der COVID-19-Pandemie zum Stillstand – was die Ungleichheiten, die die Kinderheirat begünstigen, nur noch verschärft hat. Durch die Schliessung von Schulen, die Belastung der Gesundheitsdienste oder gar deren Schliessung und die Verarmung von immer mehr Familien sind Frauen und Mädchen einem erhöhten Risiko von Gewalt und Ausbeutung ausgesetzt. Es wird erwartet, dass bis 2030 weitere 10 Millionen Mädchen verheiratet werden, wodurch noch mehr Mädchen dem Risiko des Todes ausgesetzt sind.

10 Mio.

Mädchen könnten bis 2030 zusätzlich verheiratet werden.

West- und Zentralafrika hat die höchste Kinderheiratsrate der Welt und ist für fast die Hälfte (9’600) aller geschätzten Todesfälle durch Kinderheirat weltweit verantwortlich – das sind 26 Todesfälle pro Tag. Die Sterblichkeitsrate von Müttern im Teenageralter ist in dieser Region viermal so hoch wie in anderen Teilen der Welt.

Inger Ashing, CEO von Save the Children International, sagte: „Kinderheirat ist eine der schlimmsten und tödlichsten Formen von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Mädchen. Geburten sind die häufigste Todesursache bei Mädchen im Teenageralter, weil ihre jungen Körper noch nicht bereit sind, Kinder zu gebären. Die Gesundheitsrisiken von Kindern, die Kinder bekommen, können und dürfen nicht ignoriert werden. Die Regierungen müssen den Mädchen Vorrang einräumen und sicherstellen, dass sie vor Kinderheirat und vorzeitigem Tod bei Geburten geschützt werden. Dies kann nur geschehen, wenn Mädchen bei Entscheidungen, die sie betreffen, ein Mitspracherecht haben.“

Jedes Jahr werden Millionen von Mädchen in Ehen mit Männern gezwungen, die oft viel älter sind. Damit wird ihnen die Möglichkeit genommen, weiter zu lernen, Kinder zu sein und in vielen Fällen auch zu überleben.

Inger Ashing CEO Save the Children International

Kompletter Bericht in Englisch: Gobal Girlhood Report: Girls' Rights in Crisis pdf - 1,38 MB