Saskia Sickinger ist Programmmanagerin bei Save the Children Schweiz und war Ende letzten Jahres für einen Projektbesuch in Nepal. Was sie dabei erlebt hat, erzählt sie im Interview.

Gruppenfoto der lokalen Mitarbeitenden in den Gemeinschaften vor Ort in Nepal.

"Caregiver group session" im Pilotprojekt zur frühkindlichen Förderung in der Region Kalikot in Nepal.

"Caregiver group session", das aufgrund des Wetters in einer Schule abgehalten wird.

Du warst kürzlich in Nepal. Wo warst du genau und was für Projekte setzt Save the Children da um?

Zusammen mit der Bildungsverantwortlichen Valeria Kunz habe ich das Projekt „Subharambha“ besucht, was auf Nepali „guter Start“ bedeutet – genau die Intention des Projektes. Save the Children arbeitet seit einem Jahr in der Region Kalikot an diesem Pilotprojekt, das den Fokus auf primäre Gesundheitsversorgung für Kinder von 0-3 Jahren hat. Diese Region ist eine der abgelegensten und unterentwickeltsten des Landes und befindet sich ganz im Westen an der Grenze zu Indien. Im Projekt wird integrativ gearbeitet, um die Themenbereiche Kinderschutz, Gesundheit und Ernährung und Bildung in einem Projekt zu verwirklichen.

Wie passiert das?

Wir arbeiten eng mit den Eltern zusammen, bilden Gesundheitshelfer und Personen im Bildungsbereich aus und diese zeigen den Eltern wiederum, was für ein Kleinkind wichtig ist – wie sollte die Ernährung sein, was ist wichtig für das Lernen und den Kinderschutz. Dabei werden Fragen wie was das Kind braucht, wie positive Erziehung funktioniert, wie Kinder kognitiv stimuliert werden können in Gruppen diskutiert. Gerade im frühkindlichen Alter ist es extrem wichtig, Bildung zu fördern, damit sich die Kinder entsprechend entwickeln können.

In Nepal ist das Gemeinschaftsgefühl sehr stark. Oft gibt es schon so genannte „Mothers groups“ oder Frauen organisieren sich untereinander, und Gesundheitshelfer gehen bereits in die Gemeinden um bei Bedarf auszuhelfen. Wir haben uns deswegen dazu entschieden diese lokalen Strukturen zu stärken und ebenfalls Väter und nicht nur Mütter anzusprechen in dem wir es „caregivers groups“ nennen. In diesen Gruppen werden verschiedene Themen unter anderem zur Förderung der Entwicklung von Kindern besprochen und ausgetauscht. Des Weiteren gibt es Community Council Meetings z.B. zum Kinderschutz, der trifft sich einmal im Monat. Sie besprechen dabei Themen, die den Kinderschutz betreffen und für sie bzw. die Gemeinschaft gerade wichtig sind. Auch Kinder sind als Vertreter im Council dabei!

Wie sind deine Eindrücke? Was hast du vor Ort erlebt?

Die Lebenssituation der Menschen in der Region war an sich schon sehr speziell. Die Anreise war sehr herausfordernd, da die Dörfer so abgelegen sind, dass mehrere Tage Autofahrt und Fussmarsch nötig waren, um die Gemeinschaften zu erreichen. Auch von Dorf zu Dorf braucht es oft fast einen Tag Fussmarsch – unvorstellbar für uns, unter diesen Umständen zu leben, geschweige denn Lebensmittel zu besorgen oder gar ein Kind zu gebären. Die Gesundheitszentren sind beispielsweise nicht in jeder Gemeinschaft verfügbar, was bedeutet, dass Frauen hochschwanger die beschwerliche Wanderung auf sich nehmen müssen, um an einem sicheren Ort zu gebären.

Wie sah deine Rolle im Projektbesuch aus?

Im Projektbesuch tauschen wir uns in erster Linie mit den Kolleginnen und Kollegen vor Ort aus. Da wir uns jetzt auch genau in der Halbzeit des Projektes befinden, war es äusserst wertvoll sich zu treffen und einige Punkte zu diskutieren. Für mich war es auch sehr wichtig, die Aktivitäten mitzuerleben, um zu verstehen wie sie wirken, wie man sie noch verbessern kann oder was anders gemacht werden könnte. Wenn man vor Ort ist, versteht man viele Strukturen oder Herausforderungen viel besser.

Was ist dir vom Projektbesuch besonders geblieben? Was möchtest du weitergeben?

Es war einfach unglaublich beeindruckend. Nur schon von der Landschaft her, wunderschön und unberührt – was für die Bevölkerung allerdings den Alltag erschweren und die Lebensweise beeinflussen kann. Es war daher umso eindrücklicher zu sehen, wie die Menschen in diesen entlegenen Gebieten mit diesen Herausforderungen umgehen und sich engagiert für die Kinder und die Gemeinschaft einsetzen.

Im Video wird das Projekt „Subharambha – Good Start“ und die notwendigen und innovativen Anpassungen aufgrund des Coronavirus genauer vorgestellt: