Bundesrat Beat Jans besuchte in Kairo eines der kinderfreundlichen Zentren von Save the Children, in denen geflüchtete Kinder aus Gaza lernen, spielen und psychologische Unterstützung erhalten. Die Delegation traf Kinder, die von ihren traumatischen Erlebnissen erzählten und zugleich grosse Stärke und Hoffnung zeigten.

Bundesrat Beat Jans bei der Ankunft in einem unserer kinderfreundlichen Zentren in Ägypten, in dem geflüchtete Kinder aus Gaza betreut werden. Zur Begrüssung bastelten die Kinder extra Hüte für die Schweizer Delegation.

Beat Jans besucht Kinder aus Gaza

«Hoi» Herr Bundesrat

Der SP-Bundesrat und Vorsteher des Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) Beat Jans ist für zwei Tage nach Ägypten gereist, um zwei Migrationsabkommen zu unterschreiben. Ebenfalls auf dem Programm: Ein Besuch in einem kinderfreundlichen Zentrum von Save the Children für geflüchtete Kinder aus Gaza. Hier kommen rund 200 Kinder mehrmals die Woche hin, um zu lernen, zu spielen und durch verschiedene kreative Ansätze ein Gefühl von Sicherheit zurückzugewinnen.

Es ist soweit: Der schwarze Konvoi biegt zwischen Eselkarren und Strassenhunden um die Ecke und hält vor unserem kinderfreundlichen Zentrum mitten in Kairo. Bundesrat Beat Jans und seine Frau steigen aus, gefolgt von einigen ranghohen Vertreter:innen der Schweizer Innen- und Aussenpolitik. Begrüsst wird der Bundesrat von drei palästinensischen Kindern aus Gaza, die selbstgemachte Hüte mit der Begrüssung «Hoi» tragen. Auch eine gebastelte Rose erhält jedes Mitglied der Delegation. Auf jeder steht ein Wunsch: «Ich möchte nach Gaza zurückkehren. Ich vermisse mein Zuhause.» Oder «Ich wünsche mir, dass ich viel Geld hätte, damit ich Essen für alle kaufen kann.»

130’000 Menschen sind aus dem Krieg in Gaza nach Ägypten geflüchtet – darunter rund 30’000 Kinder

Die Kinder kommen mit schweren Traumata und teilweise auch Kriegsverletzungen hierhin. Ein Bub, der regelmässig in unser kinderfreundliches Zentrum kommt, hat im Krieg sein Augenlicht verloren. Als er Bundesrat Jans trifft, sagt er ihm: «Mein grösster Wunsch ist, meinen Papa wieder zu sehen. Er ist in Gaza.» Der sichtlich ergriffene Bundesrat gibt dem Jungen die Hand. Ein berührender Moment.

Ich bin aus Palästina. Ich wünschte, ich könnte nach Hause zurück.

Palästinensische Kinder schreiben ihre Wünsche auf selbstgebastelte Rosen.

Vor Ort wird deutlich, wie überlastet das ägyptische Gesundheitssystem ist

Das Gesundheitssystem in Ägypten ist mit der Aufnahme der Vertriebenen aus dem Gazastreifen völlig überlastet. Patient:innen verbringen im Schnitt 180 Tage in einem Spitalbett. Statt Wiederaufbau-Operationen werden Amputationen durchgeführt, weil es an Kapazitäten fehlt. Mehr als 3000 Kranke und Verletzte sind auf der Warteliste von Save the Children für Krebsbehandlungen, chronische Krankheiten oder Operationen.

Fehlende Kapazität hat oft Amputationen anstelle von Wiederaufbau-Operationen zur Folge.

Nicht nur im Gesundheitsbereich sind die Zahlen erschreckend

Aufgrund fehlender Anerkennung als Flüchtlinge erhalten Erwachsene auch keinen Zugang zum Arbeitsmarkt und die Kinder zu den öffentlichen Schulen. Drei von vier Familien haben kein Einkommen und praktisch keine Familie kommt über die Runden. Die Kinder haben schon mehr als zwei Jahre Schulstoff verpasst und der Online-Unterricht ist oft nicht ausreichend: Die Menschen leben in überfüllten Unterkünften mit kaum funktionierendem Internet und mehrere Kinder müssen sich ein Mobilgerät teilen.

Die Nachfrage nach unserem Angebot in unseren drei kinderfreundlichen Zentren in Ägypten ist riesig: 6000 Kinder warten auf einen Platz. Aktuell sind rund 700 Kinder bei uns eingeschrieben. Von diesen Kindern hat jedes dritte einen oder beide Elternteile verloren.

Melina Stavrinos Fachperson Medien und Kommunikation

«Das kinderfreundliche Zentrum ist das Beste, was uns seit unserer Vertreibung aus Gaza passiert ist»

Während diese Zahlen kaum zu begreifen sind, tun die Kinder an diesem Tag vor allem eins: Die ganze Schweizer Delegation in ihren Bann ziehen. Obwohl sie Unvorstellbares durchgemacht haben, beeindrucken sie mit ihrer unglaublichen Resilienz. Zu sehen, dass sie hier zur Ruhe kommen und Fortschritte machen, gibt einen Funken Hoffnung. Ein Junge litt bei seiner Ankunft an einer Sprechstörung – ausgelöst durch den Krieg. In unserem kinderfreundlichen Zentrum konnte er sich vom Erlebten erholen und während einer Aufführung seine Geschichte flüssig und selbstbewusst vor Publikum vortragen.

Kinder heissen die Schweizer Delegation mit der Performance «It's a beautiful day» willkommen.

Ab der ersten Sekunde verzaubern diese Kinder die Besucher:innen.

Kreatives Schulmaterial, das die Lehrpersonen selbst gemacht haben, um den Kindern Mathematik, Naturwissenschaften, Englisch oder Arabisch zu unterrichten.

Auch Kindergärtler:innen erhalten hier eine altersgerechte Förderung.

Unsere Freiwilligen studieren mit den Kindern verschiedene musikalische, tänzerische oder schauspielerische Stücke ein – das unterstützt sie beim Ausdruck ihrer Gefühle und Verarbeiten des Erlebten.

Bundesrat Beat Jans anerkennt das Leid Menschen aus Gaza und bedankt sich für die Arbeit von Save the Children.

Ebenfalls eine wichtige Rolle in unseren Projekten spielen unsere rund 30 Freiwilligen – viele von ihnen sind selbst aus dem Gazastreifen geflohen. So ist der Raum hier gleichzeitig auch ein Gemeinschaftszentrum, wo sich die Menschen gegenseitig Kraft geben und unterstützen. «Das kinderfreundliche Zentrum ist das Beste, was uns seit unserer Vertreibung aus Gaza passiert ist», hören wir immer wieder.

«Diese Kinder und ihre Familien wollen nach Hause.»

Nachdem die Kinder dem Schweizer Besuch verschiedene Lieder und Tänze vorgeführt, Klassen sie in ihren Schulzimmern empfangen und Eltern und Freiwillige ihre Geschichten mit ihnen geteilt hatten, lautet die Botschaft des EJPD-Vorstehers: «Diese Kinder und ihre Familien wollen nach Hause. Und deshalb ist es so unglaublich wichtig, dass es endlich einen endgültigen Waffenstillstand gibt.» Die Schweiz versuche, sowohl auf einem diplomatischen wie auch auf einem humanitären Weg dazu beizutragen und Betroffene zu unterstützen.

Dann rauscht der Konvoi wieder davon. Zurück bleiben die Kinder, die sich nichts mehr wünschen, als ein friedliches Leben zusammen mit ihren Liebsten im Gazastreifen. Möge der Frieden kommen – die Welt schuldet ihn diesen Kindern.

Unsere Arbeit für Kinder aus Gaza in Ägypten

Mit unserer Unterstützung für palästinensische Kinder und ihre Angehörigen in Ägypten haben wir bisher folgendes erreicht:

  • 1200 Patient:innen medizinisch versorgt
  • 2300 Kinder und Angehörige haben in unseren zwei kinderfreundlichen Zentren Zugang zu Bildung, Schutz und Kreativkursen erhalten
  • 1600 Menschen haben wir psychologisch begleitet
  • 10’000 Palästinenser:innen mit Bargeldhilfe unterstützt

Die Schweiz unterstützt verschiedene Projekte von Save the Children in Ägypten, darunter für Kinder und ihre Angehörigen aus dem Gazastreifen.

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