In Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden setzte die Kinderrechtsorganisation Save the Children Schweiz das Pilotprojekt "Kinderfreundliche Räume" in Asylunterkünften um. Das Projekt zeigt klar: Geflüchtete Kinder benötigen mehr Schutz und Unterstützung.

Die Auswertung der Schweizer Asylstatistik 2017 durch Save the Children spricht eine klare Sprache: Letztes Jahr stammten 39 Prozent der insgesamt 18’088 Asylgesuche von Minderjährigen (2016 wurden insgesamt 27’207 Asylgesuche gestellt, davon 34 Prozent von Minderjährigen). Und von diesen 7’033 Asylgesuchen wiederum stammten 64 Prozent von Kindern unter sechs Jahren (Geburten sind hier eingerechnet) sowie 36 Prozent von Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 17 Jahren. 733 der Kinder und Jugendlichen, welche ein Gesuch um Asyl stellten, waren unbegleitete minderjährige Asylsuchende, das jüngste davon vier Jahre alt. Die meisten dieser Kinder bleiben längerfristig in der Schweiz – die Schutzquote von Minderjährigen lag letztes Jahr bei 80%.

39%

aller Asylgesuche 2017 stammten von Minderjährigen

Kinder benötigen Unterstützung

Viele geflüchtete Kinder haben in ihrem Herkunftsland – 2017 waren dies vor allem Eritrea, Syrien, Afghanistan, Somalia und Irak – oder auf der Flucht Erschütterndes erlebt, wurden vernachlässigt oder haben Gewalt erfahren. Sie benötigen Unterstützung, um ihre oft schrecklichen Erlebnisse zu verarbeiten. Somit gehören in Schweizer Asylunterkünften Kinder zu den verletzlichsten Personen und benötigen besonderen Schutz durch geeignete Strukturen und angemessene Betreuung. Das Leben in Kollektivunterkünften ist für Kinder belastend und setzt sie Schutzrisiken wie sexuellen Übergriffen und Gewaltanwendung aus. Von grosser Bedeutung sind deshalb kinder- und jugendfreundliche Räume, in denen sie geschützt sind, von qualifiziertem Personal betreut werden, sie Stabilität erfahren und ihre Bewältigungskapazitäten gestärkt werden.

Kinderfreundliche Räume in drei Asylunterkünften

Im Rahmen eines Pilotprojekts betrieb die Kinderrechtsorganisation Save the Children Schweiz von September 2017 bis August 2018 in Zusammenarbeit mit dem Staatssekretariat für Migration (SEM) und der im Asylbereich tätigen Dienstleisterin ORS (Organisation für Regie und Spezialaufträge) einen kinderfreundlichen Raum im Empfangs- und Verfahrenszentrum (EVZ) Bern. Bereits 2016 wurden solche kinderfreundliche Räume im EVZ in Kreuzlingen sowie im temporären kantonalen Übergangszentrum Halle 9 in Zürich-Oerlikon zusammen mit der Fachorganisation AOZ betrieben und der unterkunftsbetreibenden Organisation zur Weiterführung übergeben. Insgesamt nahmen rund 1’000 Mädchen und Jungen regelmässig an den betreuten Spiel- und Bildungsaktivitäten in Bern, Kreuzlingen und Zürich teil. Das Projekt der Kinderfreundlichen Räume wurde von IKEA Schweiz unterstützt, welche sowohl bei der Einrichtung, als auch der Finanzierung massgeblich beteiligt war. So haben beispielsweise 48 Mitarbeitende aus verschiedenen Einrichtungshäusern von IKEA die Ausstattung mehrerer kinderfreundlichen Räume umgesetzt.

Die Auswertung unseres Programms für unbegleitete und begleitete Kinder und der dazugehörigen fachlichen Beratung zeigt, dass wir mit diesem Projekt wichtige Ziele erreicht haben. So trugen wir dazu bei, dass diese Gemeinschaftsunterkünfte kinderfreundlicher wurden und sensibilisierten die Mitarbeitenden für die spezifischen Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen.