Vor 100 Tagen eskalierte die Gewalt in Israel und dem Gazastreifen. Seitdem sind laut dem Gesundheitsministerium in Gaza über 10'000 Kinder im Gazastreifen durch Angriffe ums Leben gekommen. Eine Million Kinder haben nicht genug zu essen, darunter etwa 335'000 Kinder unter fünf Jahren, die von schwerer Mangelernährung oder vom Hungertod bedroht sind.

Die Menschen im Gazastreifen leiden derzeit an Krieg, Vertreibung und Unterversorgung. Knapp die Hälfte der Bevölkerung sind Kinder. © Bissan Owda/ Save the Children

HUNGER HAT LEBENSLANGE FOLGEN FÜR KINDER

Die Mädchen und Jungen im Gazastreifen leiden unter Todesangst und Hoffnungslosigkeit. Krankheiten und Mangelernährung nehmen massiv zu. Jeder vierte Haushalt befindet sich in einer akuten Hungerkrise – Tendenz steigend. Viele Neugeborene und Kleinkinder werden zu schwach sein, um den Winter zu überleben. Diese von Menschen verursachte Hungerkrise bringt die Kinder im Gazastreifen nicht nur in akute Lebensgefahr, sondern beeinträchtigt auch auf lange Sicht ihre Gesundheit. Denn bei mangelernährten Kindern:

  • beginnen die Muskeln zu verkümmern,
  • verschwimmt die Sicht und es kommt zu Sehstörungen,
  • versagt das Immunsystem,
  • verschlechtern sich körperliche und kognitive Fähigkeiten.

Krankheiten wie Lungenentzündung oder Durchfall sind in diesem Zustand unvermeidlich und enden häufig tödlich. Hinzu kommen die psychischen Folgen. Die Kinder können nicht zur Schule gehen oder spielen, sie erleben schreckliche Dinge. Mehr als 1000 Kinder im Gazastreifen haben seit Anfang Oktober Gliedmassen verloren, viele von ihnen wurden ohne Betäubung operiert.

Im Gazastreifen ist keine normale Kindheit mehr möglich – nur noch ein Überlebenskampf. Die Kinder haben kein Essen, kein Dach über dem Kopf und keinen Ort, an dem sie sicher sind.

Adrian Förster Geschäftsführer Save the Children Schweiz

HILFSLIEFERUNGEN REICHEN KAUM AUS

Laut einem Bericht des Welternährungsprogramms sind die Preise für lebenswichtige Güter nach dem 7. Oktober 2023 um mehr als das Vierfache gestiegen. Die Menge an Hilfslieferungen und Warentransporten, welche die Grenze in den Gazastreifen passieren dürfen, ist deutlich zu gering, um den Bedarf der 2,3 Millionen Menschen zu decken. Von den humanitären Organisationen werden ausser Rafah kaum andere Gebiete im Gazastreifen erreicht. Der nördliche Gazastreifen ist fast vollständig von Hilfe abgeschnitten.

Seit Beginn der Eskalation wurden im Gazastreifen mehr als 60 Prozent der Wohnhäuser zerstört. Fast zwei Millionen Menschen wurden vertrieben und sorgen sich jeden Tag um ihr Überleben. Wir sind mit rund zwei Dutzend Mitarbeitenden sowie mehr als 30 Partnerorganisationen im Gazastreifen im Einsatz und konnten bisher unter anderem beim Aufbau von Unterkünften helfen sowie Nahrungsmittel, Trinkwasser, Hygienesets und Spielsachen verteilen. Im nördlichen Gazastreifen bietet unsere lokale Partnerorganisation Freizeitbeschäftigungen für Kinder an und sensibilisiert die Menschen für die Situation unbegleiteter Kinder.

WIR FORDERN EINEN DAUERHAFTEN WAFFENSTILLSTAND

„Jeder Tag, den dieser Krieg andauert, nimmt den Kindern in der Region ein Stück ihrer Zukunft. Es wird eine gewaltige Aufgabe sein, dieser Generation wieder Hoffnung zu geben. Auch wir stehen dafür bereit. Damit Hilfe möglich ist, braucht es jedoch einen dauerhaften Waffenstillstand“, sagt Adrian Förster.

Wir sorgen uns auch um die körperliche und psychische Gesundheit der Kinder, die entführt und in den Gazastreifen verschleppt wurden und fordern die sofortige Freilassung der in Gefangenschaft verbliebenen Geiseln.