Zehn Tage nach der Eskalation der Gewalt im Gazastreifen und in Israel sind mindestens 724 palästinensische Kinder im Gazastreifen und drei im Westjordanland getötet und weitere 2'450 verletzt worden. Die Zahl der getöteten und verletzten israelischen Kinder ist zwar nicht bestätigt, aber auch sie sind mit schrecklicher Gewalt konfrontiert worden. Es gibt Berichte über entführte Kinder und Geiselnahmen.
Nachfolgend finden Sie den Bericht eines langjährigen Mitarbeiters von Save the Children in Gaza. Er befindet sich aktuell mit seinen drei Kindern, die alle jünger als 10 Jahre alt sind, auf der Flucht.
Zum ersten Mal in meinem Leben empfinde ich Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit. Gefühle, die eigentlich nicht zu dem passen, wer ich bin.
Wie bei allen Menschen in Gaza, ist es mein grösster Wunsch, jeden Tag aufzuwachen und meine Familienangehörigen und Lieben in Sicherheit zu wissen. Die Angst, dass wir den nächsten Tag nicht mehr gemeinsam erleben könnten, ist eine ständige Last auf unseren Herzen.
Ich habe mich in der Vergangenheit oft überfordert gefühlt und mich gefragt, warum ich nicht die Entscheidung getroffen habe, den Gazastreifen zu verlassen, selbst wenn ich damit gegen meine eigenen Überzeugungen verstossen hätte. Ich habe mich gefragt, warum ich nicht die Zukunft meiner Familie in den Vordergrund gestellt habe und warum ich nicht den Mut hatte, diese schwierige Entscheidung zu treffen. Meine 10-jährige Tochter hat bereits drei grosse Kampfhandlungen miterlebt. Ich habe mir jedoch immer geantwortet, dass meine tiefe Verbundenheit mit dem Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin und an das ich unzählige Erinnerungen habe – meine Wurzeln und das Gefühl der Identität als stolzer Palästinenser – mich hier gehalten haben.
Heute quälen mich diese Fragen nicht mehr. Es gibt keinen Weg aus dem Gazastreifen. Es gibt keinen sicheren Ort in Gaza. Mein Traum ist einfach, morgens mit meinen Kindern in den Armen aufzuwachen, lebendig und gesund, und dass diese Gewalt ein Ende hat. Lasst uns für bessere Tage beten.“