Trotz andauernder Pandemie und dadurch erschwerten Flucht- und Reisebedingungen kam es 2021 im Vergleich zu 2020 zu einem Anstieg der Asylgesuche in der Schweiz. Dies gilt auch für Minderjährige.
Quelle: Staatssekretariat für Migration SEM
2021 war die Anzahl gestellter Asylgesuche in etwa gleich wie 2019. Durch die weltweite Projektarbeit verfolgt Save the Children die Entwicklungen auf den Migrationsrouten fortlaufend. Die Anzahl an Menschen auf der Flucht ist weiterhin hoch. 2021 haben neue Krisen und Kriege Menschen auf die Flucht getrieben, wie beispielsweise die Situation in Afghanistan. Viele dieser Krisen dauern an und neue kommen hinzu. Kinder und Jugendliche sind im Krieg und auf der Flucht besonders verletzlich und gefährdet, Gewalt zu erleben. Umso wichtiger ist es, dass die betroffenen Kinder in der Schweiz kinderfreundliche Bedingungen antreffen, damit sie gesund, gefördert und geschützt aufwachsen können.
Save the Children analysiert die vom Staatssekretariat für Migration veröffentliche Asylstatistik jeweils spezifisch in Bezug auf Minderjährige.
Asylstatistik in Bezug auf Minderjährige
In den letzten Jahren ist der Anteil an Asylgesuchen von Kindern kontinuierlich angestiegen. Auch 2021 zeigt sich ein ähnliches Bild: Von den insgesamt 14’928 Asylgesuchen wurden 44% (6’505) von Minderjährigen gestellt. Davon wiederum stammten 56% von 0-5-jährigen Kindern (inkl. 2569 Geburten) sowie 25% von Jugendlichen (14-17jährig). Rund 40% aller Minderjährigen waren Mädchen. 83% aller Minderjährigen können vorläufig oder dauerhaft in der Schweiz bleiben.
Die häufigsten vier Herkunftsländer der asylsuchenden Minderjährigen waren im Jahr 2021 Afghanistan, Eritrea, Türkei und Syrien.
Rund 15% aller Minderjährigen (total 955 Kinder), die 2021 in der Schweiz ein Asylgesuch stellten, waren unbegleitet. Von diesen unbegleiteten Minderjährigen (UMA) war die Mehrheit zwischen 13 und 17 Jahre alt. Nur 7% der UMA waren Mädchen.
"In vielen Zentren fehlen spezifische Angebote für Kinder, die nicht im schulpflichtigen Alter sind, also unter 6-Jährige oder über 15-Jährige. Die Auswertung der Asylstatistik zeigt, dass diese Gruppen einen grossen Anteil aller asylsuchenden Minderjährigen ausmachen. Es braucht also dringend einen Ausbau an Bildungs-, Förder- und Freizeit-Angeboten für diese beiden Altersgruppen. Auch die Unterbringungsstrukturen sollten dahingehend geprüft werden, ob sie den Schutzbedürfnissen sowohl von Kleinkindern wie auch von Jugendlichen gerecht werden."
Die Erfahrung von Save the Children zeigt, dass die Verteilung der Altersgruppen in den jeweiligen Unterbringungsstrukturen immer wieder neu analysiert werden muss, um den Kindern gerecht zu werden. In kantonalen Zentren mit vielen Kleinkindern braucht es Zugang zu Mütter-/ Väterberatung, zu einem Netzwerk von Hebammen für die Begleitung der Eltern sowie Frühförder-Angebote. Oftmals können zudem kleine Massnahmen die Zentren sicherer machen für Kleinkinder – wie zum Beispiel die Sicherung von Steckdosen oder von steilen Treppen.
In Bundesasylzentren hingegen war im letzten Jahr die grösste Altersgruppe der Minderjährigen diejenige der 14- bis 17-Jährigen, weshalb es einen Ausbau an Angeboten für Jugendliche bräuchte. Bei ihnen sind Themen wie der Schutz der Privatsphäre, körperliche Integrität oder der Zugang zu Bildungsangeboten und sozialen Netzwerken wichtig.
Alle Altersgruppen brauchen altersgerechte, geschlechtsspezifische und traumasensible Unterstützung. Aus diesem Grund basiert unsere Arbeit auf einem ganzheitlichen Ansatz zur Förderung von Kindern und Jugendlichen, um ihren unterschiedlichen Bedürfnissen bestmöglich gerecht zu werden.
Save the Children setzt sich weiterhin für eine kinderfreundliche Unterbringung und Betreuung im Asylbereich ein. Mehr Information zum Thema geflüchtete Kinder und Familien in der Schweiz und unseren Angeboten finden Sie auf unserer Webseite im Fachbereich Asyl und Migration.