Kinder, die unter Planen in einem Keller leben. Familien, die verzweifelt versuchen genug Regen als Trinkwasser zu sammeln. Orte, die jahrelang von der Aussenwelt abgeschnitten waren. Eine menschliche Tragödie, wie wir sie uns kaum vorstellen können.

Lalaah (12) lebt mit ihrer Familie in einem einfachen Zelt, dass ihr Vater in einem halb fertig gebauten Gebäude aufgestellt hat.

Harija (6) hat keine Schuhe und warme Kleider für im Winter. Ihre Mutter ist gesundheitlich angeschlagen und hat kürzlich ein Baby ohne medizinische Hilfe Zuhause zur Welt gebracht.

Arzoo (12) spielt mit ihren jüngeren Geschwistern. Die Familie hat kein Einkommen für Lebensmittel mehr und kann sich auch die medizinische Behandlung ihrer kranken Schwester nicht leisten.

Ninangyali (1) erhielt Hilfe von einer mobilen Gesundheitsklinik von Save the Children. Der Junge war stark mangelernährt, da sich die Familie seit Wochen nur von Brot ernährt.

Noori (12) lebt mit seiner Familie in Kabul. Sein Vater hat die Arbeit verloren und die Familie hat kein Einkommen mehr und kann sich kaum Lebensmittel leisten.

Die Bilder erzählen vom Kampf der Mädchen und Jungen ums Überleben: von Familien, die vor der Entscheidung stehen, welches Kind essen darf und welches hungert, von Müttern, die ihre Babys im Schmutz zur Welt bringen, weil sie die Fahrt ins Krankenhaus nicht bezahlen können, und von Kindern, die arbeiten oder Müll sammeln müssen, um Essen auf den Tisch zu bringen.

Die Fotoserie „Kinder am Rande des Lebens“ des bekannten Fotografen Jim Huylebroek für Save the Children zeigt die menschliche Tragödie, die sich in Afghanistan sechs Monate nach dem Machtwechsel abspielt. Der belgische Fotograf reiste dafür mit der Kinderrechtsorganisation quer durch das Land – von den dürregeplagten Ebenen des Nordens bis zu den eiskalten Strassen Kabuls.

Lalaah und Arzoo erzählen

Eine von ihnen ist Laalah (12), die mit ihrer Mutter und vier Geschwistern im Norden Afghanistans unter Planen im Keller eines halbfertigen Hauses lebt. Ihr Vater Maalek (40) sucht verzweifelt Arbeit. Oft muss er die Söhne auf die Suche nach Müll schicken, den sie verkaufen oder verbrennen, um ihr Haus warmzuhalten. „Immer wenn sie schulfrei haben, ziehen sie los“, berichtet Maalek. „Sie sammeln und verkaufen Dosen, um Essen und Schulgeld bezahlen können. Mein Traum ist es, ein Haus für sie zu bauen, damit sie nicht mehr obdachlos sind.“ Tochter Laalah hofft, dass auch sie in Zukunft wenigstens wieder zur Schule gehen kann:

Den afghanischen Kindern läuft die Zeit davon. Humanitäre Hilfe kann sie vielleicht durch den Winter bringen, aber Regierungen müssen überlebenswichtige Gelder und Finanzmittel freigeben, um das Schlimmste zu verhindern.

Chris Nyamandi Landesdirektor von Save the Children in Afghanistan

Ich möchte Lehrerin oder Ärztin werden. Ich möchte, dass wir ein gutes Leben haben und gut essen können.

Lalaah

Die 12-jährige Arzoo lebt mit ihren Eltern und sechs Geschwistern in Kabul. Sie ist die älteste Tochter der Familie. Den ganzen bisherigen Winter über ist sie nicht in der Schule gewesen, da die Schulen geschlossen sind. Ihr Vater kann seit Monaten nicht mehr arbeiten, weil es keine Arbeit gibt. Meistens isst die Familie nur Brot, weil sie sich nichts anderes leisten können. Arzoos Eltern und ihr 18 Monate alter Bruder sind krank, aber die Familie kann es sich nicht leisten, zum Arzt zu gehen. Sie sagte: „Jetzt gibt es für meinen Vater keine Arbeit mehr, mit der er Essen nach Hause bringen könnte. An einem Tag haben wir etwas zu essen und am nächsten Tag nicht mehr.“

Arzoo (rechts) mit ihrer jüngeren Schwester im einfachen Zuhause der Familie.

Fast fünf Millionen Kinder drohen in Afghanistan zu verhungern; das Land ist mit der schlimmsten Nahrungsmittelkrise seit Beginn der Aufzeichnungen konfrontiert. Der bewaffnete Konflikt, der wirtschaftliche Zusammenbruch infolge des Machtwechsels und eine Dürre haben viele Familien in eine gefährliche Lage gebracht. Durch das Einfrieren von Finanzmitteln droht der öffentliche Sektor komplett zusammenzubrechen; Krankenhäuser im ganzen Land mussten schliessen, weil sie keine Löhne mehr zahlen konnten. Kranke Kinder werden abgewiesen, weil es keine Medikamente gibt.

So hilft Save the Children

Save the Children verteilt Bargeld, Winterkleidung und Brennmaterial an Familien in einigen der am stärksten betroffenen Gebieten. 2021 haben die mobilen Gesundheitskliniken von Save the Children in Afghanistan fast 375’000 Untersuchungen durchgeführt und mehr als 12’000 Kinder wegen Unterernährung behandelt.