Der Corona-Lockdown hat weltweit zu einem besorgniserregenden Zuwachs an Fällen von Depressionen, Angstzuständen, Einsamkeit und sogar Selbstgefährdung bei Kindern geführt. Das zeigen wir in einer aktuellen Analyse, die sich auf Daten des „Oxford COVID-19 Government Response Tracker“ stützt.

Als Reaktion auf die zahlreichen Lockdowns weltweit passten wir unsere Bildungsprojekten z.B. so an, dass wir Lernmaterialien für Kinder zu ihnen nach Hause brachten, damit sie trotz Schulschliessungen lernen konnten und regelmässig Kontakt zu den Lehrpersonen und Betreuenden hatten.

Lockdowns weltweit

In fast allen Ländern waren Kinder während der COVID-19-Pandemie in irgendeiner Form von einem Lockdown betroffen. Die Analyse zeigt, dass Kinder weltweit seit Beginn der Corona-Pandemie Anfang 2020 im Durchschnitt sechs Monate oder 184 Tage lang unter gesetzlichen Schliessungen oder Einschränkungen gelebt haben.

In einkommensstarken Ländern wie Kanada mussten einige Kinder insgesamt 13 Monate (402 Tage) lang zu Hause zu bleiben. In Europa waren es im Durchschnitt neun Monate. In Indien, wo mehr als 448’000 COVID-19-Tote verzeichnet wurden, verbrachten Kinder mindestens 100 Tage zu Hause.  An jedem Ort der Welt kann die erhöhte Zeit vor dem Bildschirm beim Homeschooling negative Folgen für die Kinder haben. Aber auch die Unregelmässigkeit des Online-Unterrichts hat gestörte Routinen zur Folge. Das wirkt sich auch auf soziale Interaktionen und ihren Schlaf und somit das Wohlbefinden der Kinder aus.

Wir befinden uns in einer globalen psychischen Gesundheitskrise! Benachteiligte Kinder, etwa solche, die in Armut leben, bekommen den Lockdown besonders zu spüren.

Marie Dahl Save the Children

Welttag für psychische Gesundheit

Anlässlich des Welttages für psychische Gesundheit am 10. Oktober machen wir auf die Auswirkungen auf die Gesundheit von Kindern aufmerksam. Anlässlich des Welttages für psychische Gesundheit am 10. Oktober machen wir auf die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern aufmerksam.

„Wir befinden uns in einer globalen psychischen Gesundheitskrise! Benachteiligte Kinder, etwa solche, die in Armut leben, bekommen den Lockdown besonders zu spüren. Die Corona-Massnahmen sind ohne Zweifel wichtig, um die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen. Aber soziale Isolation kann bei Kindern Hoffnungslosigkeit sowie Angst und Depressionen hervorrufen. Wird hier nicht reagiert, kann es zu Langzeitfolgen kommen – selbst wenn die Beschränkungen aufgehoben werden“, betont Marie Dahl, Leiterin des Bereichs psychische Gesundheit und psychosoziale Unterstützung von Save the Children.

Alarmierende Rate psychischer Erkrankungen

In der aktuellen Analyse von Save the Children, die Umfrageergebnisse von mehr als 13.000 Kindern in 46 Ländern berücksichtigt, berichteten 83 Prozent der Kinder über einen Anstieg von negativen Gefühlen aufgrund der Pandemie. Diese Gefühle zeigten sich bei der Mehrheit der Kinder (96 %) weitaus höher, nachdem Schulen bereits über 17 Wochen geschlossen waren.

Trotz der alarmierenden Raten psychischer Erkrankungen weltweit haben Regierungen zu wenig in die entsprechende Gesundheitsversorgung investiert, sodass in den Industrieländern bis zu 50 Prozent der psychischen Erkrankungen unbehandelt bleiben. In den Entwicklungsländern sind es sogar zwischen 76 Prozent und 85 Prozent.

83%

der befragten Kinder berichten über einen Anstieg von negativen Gefühlen aufgrund der Pandemie.

Wir fordern deshalb alle Regierungen auf, der psychischen Gesundheit, dem Wohlbefinden und dem geregelten Lernen von Kindern während und nach der COVID-19-Pandemie Priorität einzuräumen und in sie zu investieren. Die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern muss als Recht anerkannt werden.