Bereits vor den jüngsten Ereignissen war Afghanistan das Land mit der zweithöchsten Anzahl an Menschen weltweit, die sich kurz vor einer Hungersnot befinden. Im Juni 2021 verschlimmerte eine Dürre die Notlage der Menschen zusätzlich. Durch die jüngste Eskalation mussten lebensrettende Hilfsmassnahmen zum Teil vorübergehend ausgesetzt werden. Dadurch könnte die Hungerkrise endgültig eskalieren.

Weltweit hat die tödliche Kombination aus bewaffneten Konflikten, der Covid-19-Krise und den Auswirkungen des Klimawandels dazu geführt, dass Hunger und Mangelernährung auf ein Rekordniveau angestiegen sind. In Afghanistan ist die Situation besonders alarmierend: Laut Welthungerhilfe haben rund 18,4 Millionen Menschen jetzt schon nicht genügend zu essen. 

Durch den erneuten Vormarsch der Taliban können viele Hilfsprogramme nur noch eingeschränkt laufen, einige mussten aus Sicherheitsgründen vorübergehend ausgesetzt werden. Betroffene Familien und vor allem Kinder müssen jedoch dringend mit Nahrung und Hilfsdiensten versorgt werden.

2,9 MILLIONEN AFGHAN:INNEN WURDEN ZU BINNENGEFLÜCHTETEN

Das betont auch Hassan Noor, Regionaldirektor für Asien bei Save the Children: Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um unsere Verpflichtungen gegenüber dem afghanischen Volk und die Arbeit, die in Afghanistan weiterhin geleistet werden muss, aus den Augen zu verlieren. Kinder brauchen dringend Zugang zu Hilfsleistungen, einschliesslich Ernährungshilfe, um zu überleben.

Kinder brauchen dringend Zugang zu Hilfsleistungen, um zu überleben.

Bereits vor der jüngsten Eskalation des Konflikts war die Situation der Kinder in Afghanistan katastrophal, so Noor weiter. Erst im Juni brach eine verheerende Dürre im Land aus und damit die zweite innerhalb von vier Jahren. Das zwang viele Menschen zur Flucht. Bereits vor dem aktuellen Konflikt lebten nirgendwo sonst so viele Binnengeflüchtete weltweit wie in Afghanistan: Etwa 2,9 Millionen Afghan:innen, darunter viele Kinder, sind betroffen. Nach Angaben der Vereinten Nationen mussten allein seit Anfang Juni mehr als 80.000 Kinder ihr Zuhause verlassen und mit ihren Familien fliehen.

Unsere Arbeit in Afghanistan

Wir arbeiten seit 1976 in Afghanistan und sind eine politisch unabhängige humanitäre Organisation, die Kinder und ihre Familien mit lebensrettender Hilfe versorgt.  Wir haben Projekte in den Bereichen Gesundheit, Bildung, Kinderschutz, Ernährung und Existenzsicherung durchgeführt und haben damit im Jahr 2020 über 1,6 Millionen Menschen erreicht.

Durch die jüngste Eskalation mussten wir unseren Einsatz zwar vorübergehend einstellen. Wir sind aber entschlossen, unsere Arbeit in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Kinderschutz umgehend aufzunehmen, sobald dies wieder sicher möglich ist.