Mindestens 51 Kinder, die meisten davon Mädchen, sind binnen eines Jahres von bewaffneten Gruppen in Mosambiks nördlicher Provinz Cabo Delgado entführt worden. Das geht aus unserer neuen Analyse hervor. Die Dunkelziffer der Kindesentführungen in der von einem bewaffneten Konflikt geprägten Provinz liegt vermutlich weitaus höher.

Im Lauf des letzten Jahres wurden über 50 Kinder in Cabo Delago, Mosambik, entführt.

Save the Children stützt sich auf Daten des Armed Conflict Location & Event Data Project (ACLED) aus dem Zeitraum Januar 2020 bis Januar 2021. Demnach ist die Entführung von Kindern eine neue und erschreckend häufig angewendete Taktik der bewaffneten nichtstaatlichen Konfliktparteien. Seit 2020 wurden Kinder bei einer Reihe von Vorfällen gezielt und teils allein, teils zusammen mit ihren Familien oder in anderen Gruppen entführt. Sie wurden auf offener Strasse gekidnappt oder aus ihren Häusern verschleppt, von denen viele anschliessend niedergebrannt wurden. Zahlreiche Kinder wurden dabei Zeugen von Gräueltaten. So wurden am 7. Januar 2021 bei einem Angriff 21 Menschen entführt, darunter sechs Kinder. Bei demselben Vorfall wurden mindestens sieben Menschen enthauptet.

Gekidnappt zu werden, Zeuge von Entführungen zu sein, Angriffe zu erleben, vor bewaffneten Gruppen fliehen zu müssen – das alles sind schwer traumatisierende Erlebnisse für Kinder und Jugendliche. Unsere Herzen sind bei diesen Kindern und ihren Familien, von denen viele schon ein Jahr oder länger voneinander getrennt sind

Chance Briggs Länderdirektor von Save the Children in Mosambik

Wir sind zutiefst besorgt über die Sicherheit und das Wohlergehen der entführten Mädchen und Jungen. Wir fordern, dass die Kinder sofort freigelassen und die Täter zur Rechenschaft gezogen werden. „Jeder Tag, den entführte Kinder ausserhalb ihrer Gemeinschaft verbringen, ist einer zu viel“, sagt Länderdirektor Chance Briggs. „Je mehr Zeit vergeht, desto grösser sind die Risiken von Missbrauch, Frühverheiratung und Schwangerschaft.“

Kindesentführung ist ein schweres Verbrechen gegen Kinder

Kindesentführung ist eines der sechs schweren Verbrechen gegen Kinder in Konflikten (Resolution 1261 des UN-Sicherheitsrats), ein Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht und kann ein erster Schritt zu Kriegsverbrechen wie der Zwangsrekrutierung von Kindern oder sexueller Gewalt gegen Kinder sein.

Durch die Gewalt in Cabo Delgado, die in den vergangenen Monaten eskalierte, sind inzwischen nach UN-Angaben fast 700.000 Menschen, darunter mindestens 364.000 Kinder, vertrieben worden. Mindestens 2852 Menschen sind Berichten zufolge in dem Konflikt ums Leben gekommen, darunter 1409 Zivilisten. Die humanitäre Situation in Cabo Delgado ist durch den Konflikt sowie durch die Auswirkungen der Klimakrise angespannt. Die Provinz leidet noch unter den Folgen mehrerer Naturkatastrophen, darunter der Zyklon Kenneth im Jahr 2019 und schwere Überschwemmungen Anfang 2020. Viele Kinder in Cabo Delgado haben keine geeigneten Unterkünfte, keine angemessene Gesundheitsversorgung und keinen Zugang zu Bildung.

364000 Kinder

wurden in den letzten Monaten durch die Gewalt in Cabo Delago vertrieben.

Zur Unterstützung vertriebener Kinder und ihrer Familien in Cabo Delgado arbeiten wir mit Partnerorganisationen zusammen. Bislang wurden dadurch mehr als 148.000 Menschen erreicht, darunter mehr als 86.000 Kinder. Ihnen konnte mit Bildungs- und Gesundheitsdiensten, Nahrungsmitteln und der Verbesserung des Lebensunterhalts sowie Wasser- und Sanitärprogrammen geholfen werden.

Zudem hat Save the Children Programme zum Schutz von Kindern lanciert, darunter die Suche nach Familien und deren Wiedervereinigung, gesundheitliche und psychosoziale Unterstützung für getrennte und unbegleitete Kinder sowie für Kinder, die Opfer von Missbrauch wurden, und solche, die Anzeichen für tiefgreifende traumatische Auswirkungen des Konflikts aufweisen.