Am 20. Juni ist internationaler Weltflüchtlingstag. In Zeiten der weltweiten Covid-19-Pandemie verschärfen sich die Notlagen von Millionen von Kindern und Familien auf dramatische Weise. Um sie vor Hunger, Gewalt oder Ausbeutung zu schützen, wagen sich Eltern mit ihren Kindern auf lebensgefährliche Fluchtrouten – in der Hoffnung, dass ihre Kinder in einem sicheren Land endlich wieder zur Schule gehen, gesund und geschützt aufwachsen und Teil einer Gemeinschaft sein können. Die Schweiz steht dabei in der Verantwortung, auch geflüchteten Kindern ihre Rechte auf Schutz, Bildung und Teilhabe zu gewähren.
Kinder erleben auch 30 Jahre nach der Ratifizierung der Kinderrechtskonvention in vielen Ländern der Welt Gewalt in bewaffneten Konflikten, sind Armut und Kinderarbeit ausgesetzt oder haben keinen Zugang zu Bildung und Gesundheit. Sie werden aufgrund ihrer ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit diskriminiert und verfolgt oder erleiden aufgrund ihres Geschlechts Misshandlung.
Durch die weltweite Covid-19-Pandemie haben sich die vielfältigen Notlagen der Kinder zusätzlich verschärft. In Afghanistan droht durch die Massnahmen zur Eindämmung von Covid-19 eine grosse Hungersnot. Rohingya-Flüchtlinge mussten aufgrund der geschlossenen Grenzen von Malaysia wochenlang auf offener See ausharren. Tausende Familien wurden in Lagern und an Grenzen festgehalten und sind dem Virus in den grossen Flüchtlingscamps ungeschützt und ohne gesundheitliche Versorgung ausgeliefert. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich aufgrund der dramatischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie in Zukunft noch mehr Menschen auf die Flucht begeben. Schon heute machen Kinder mehr als die Hälfte der 79,5 Millionen Menschen aus, die derzeit auf der Flucht sind.
Kinder brauchen jetzt besonderen Schutz
Die Kinderrechtskonvention besagt, dass Kinder unabhängig von ihrer Staatszugehörigkeit und insbesondere geflüchtete Kinder besonderen Schutz benötigen. Denn Kinder sind in erster Linie Kinder. Ihre Kindheit findet jetzt, in diesem Moment statt – ungeachtet des Corona-Virus, Krieg oder Hunger. Kinder sind als Geflüchtete jedoch oft unsichtbar. Die Berichterstattung, die politischen Diskussionen und Massnahmen in den Herkunfts- und Aufnahmeländer konzentrieren sich hauptsächlich auf Erwachsene.
Doch: Seit Jahren stammt rund die Hälfte aller Asylanträge in der Schweiz von Kindern und Jugendlichen. Es ist an der Zeit, geflüchtete Kinder im Asylwesen als eigenständige Akteure wahrzunehmen, sie zu Wort kommen zu lassen und ihre Stimmen zu hören, ihre Bedürfnisse zu sehen und sie vor Gewalt, Diskriminierung und Armut zu schützen. Es gilt, das Wohl des Kindes an erste Stelle zu setzen – unabhängig von Staatszugehörigkeit oder Aufenthaltsstatus.
Die Schweiz kann viel dazu beitragen, geflüchtete Kinder und Familien zu unterstützen. Beispielsweise durch die verstärkte Aufnahme von Minderjährigen mit oder ohne erwachsene Bezugspersonen, die sich auf der Flucht befinden. Oder durch eine kinderfreundliche Ausgestaltung der Asylzentren auf Bundes- und Kantonsebene, indem Räume und Angebote geschaffen werden, in denen Kinder und Jugendliche lernen, spielen und zur Ruhe kommen können.
Solidarität zum Weltflüchtlingstag
Anlässlich des diesjährigen Weltflüchtlingstages haben alle Menschen die Chance, ihre Solidarität zu zeigen und Initiativen zu unterstützen, die die Notlagen von Kindern und Familien in ihren Herkunftsländern, auf der Flucht und in der Schweiz lindern.