Chris Nyamandi, Länderdirektor von Save the Children in Afghanistan, teilt seine Gedanken zur aktuellen Lage für Kinder in Afghanistan und zur Arbeit von Save the Children vor Ort seit 1976. Er macht klar, wie wichtig es ist, dass wir uns auch weiterhin für eine Zukunft der Kinder in Afghanistan einsetzen.
Provisorische Notunterkünfte, in die intern vertriebene Afghanische Familien geflohen sind, nachdem sie aufgrund des bewaffneten Konflikts ihr Zuhause verlassen mussten.
In den Nachrichten tauchen erschütternde Bilder von Familien auf – Bilder von Eltern, die ihre Kinder in einem verzweifelten Versuch zu fliehen über die Flughafenmauern schieben. Mir (Chris Nyamandi) wird darauf hin immer wieder die gleiche Frage gestellt: Wie sieht die Zukunft für die Kinder aus, die in Afghanistan bleiben?
Diese Frage beschäftigt uns seit Beginn der Arbeit von Save the Children in Afghanistan im Jahr 1976 – und die Antwort darauf scheint heute schmerzhaft ungewiss. Im vergangenen Jahr haben wir über 1,6 Millionen Menschen in Afghanistan mit Hilfe erreicht. Aktuell mussten wir unsere Projekte vorübergehend einstellen.
Wir sind aber – wie viele andere NGOs auch – entschlossen, unsere lebensrettende Arbeit wieder aufzunehmen, sobald dies sicher möglich ist.
Wir haben nicht die Absicht, die lokalen Mitarbeitenden, Kinder, Familien und ganze Gemeinschaften, mit denen wir seit über vier Jahrzehnten zusammenarbeiten, im Stich zu lassen. Unsere Botschaft an die Vereinten Nationen, die Regierungen und andere humanitäre Organisationen ist daher klar: Wir müssen uns weiterhin für den Schutz, die Rechte und das Überleben der Menschen in Afghanistan einsetzen.
Angesichts der steigenden Lebensmittelpreise und des drohenden Zusammenbruchs des Bankensystems spitzt sich die Lage immer mehr zu. Wir sprachen mit Familien, die nur von Brot und Energydrinks leben – den einzigen Lebensmitteln, die sie sich leisten können.
Die afghanische Bevölkerung hat diese Krise nicht verursacht. Wir unterstützen Kinder und Familien, damit sie geschützt sind, überleben und ihre Rechte einfordern können.
Kinder und Familien auf humanitäre Hilfe angewiesen
Doch damit die Hilfsmassnahmen in Afghanistan fortgesetzt werden können, müssen dringend Mittel bereitgestellt werden, und der humanitäre Zugang für Akteure wie Save the Children muss sowohl von der Weltgemeinschaft als auch von den derzeitigen Behörden vor Ort unterstützt werden. Sicherheit für unsere Mitarbeitenden vor Ort muss gewährleistet sein, damit sie lebensrettende Hilfe leisten können. Denn trotz der aktuell chaotischen Lage sagen unsere Mitarbeitenden an vorderster Front, dass sie wieder in ihren Gemeinschaften als Ärzte und Ärztinnen, Pflegepersonal und Lehrpersonen und in vielen weiteren Funktionen arbeiten wollen.
Jetzt ist es an der Zeit zu handeln. Gemeinsam können wir uns für die Zukunft der Kinder in Afghanistan einsetzen – eine Zukunft, die sie verdienen.