Zum internationalen Tag gegen den Einsatz von Kindersoldaten blicken wir auf ein Interview mit einem Mitarbeiter zurück, der im Südsudan ein Projekt für betroffene Kinder leitet. Das Interview mit Michael Njogu haben wir vor knapp zwei Jahren geführt.
Der 14-jährige Peter lebt heute in einem Flüchtlingslager in Uganda. Vor einem Jahr musste er im Südsudan noch mit einer Gruppe bewaffneter Männer als Kindersoldat leben – dann gelang ihm die Flucht nach Uganda. Wir helfen betroffenen Kindern wie Peter in unseren Projekten wieder Fuss zu fassen.
Michael Njogu arbeitet im Südsudan für Save the Children und ist für ein Projekt zur Förderung von Kindern und Jugendlichen verantwortlich. Das Projekt unterstützt arbeitslose, gefährdete Kinder oder ehemalige Kindersoldaten und hilft ihnen, sich wieder in die Gesellschaft einzugliedern.
Wie lange arbeiten Sie schon für Save the Children?
Inzwischen sind es schon mehr als 16 Jahre. In dieser Zeit habe ich vor allem verschiedene Programme im Bereich Bildung begleitet.
Sie kamen schon in Kontakt mit Kindern, die für bewaffnete Gruppen rekrutiert wurden (Kindersoldaten). Was war Ihre erste Begegnung?
Das erste Mal kam ich im Jahr 1995 im Kakuma Flüchtlingslager in Kenia mit solchen Kindern in Kontakt. Sie stammten aus Somalia, dem Sudan, Äthiopien, Ruanda, Uganda und dem Kongo.
Was ist das Spezielle am Projekt, das Save the Children im Südsudan durchführt?
Wir schaffen es mit diesem Projekt zur Förderung von Jugendlichen sowohl kurz-, als auch langfristig Ergebnisse zu erzielen. Denn zum einen erhalten die Kinder eine Beschäftigung und lernen Grundlagen wie Lesen, Schreiben und verschiedenes Handwerk. Zum anderen können sie nach Abschluss des Programms einer Arbeit nachgehen und ihr eigenes Geld verdienen.
Was ist ihre Motivation, mit ehemaligen Kindersoldaten zu arbeiten?
Zu sehen, wie das erlernte Wissen und die Fähigkeiten diesen Kindern die verlorene Hoffnung zurückgeben. Es ist unbezahlbar, wenn sie sich kontinuierlich in der Gesellschaft wohlfühlen und verantwortungsbewusste Mitglieder davon werden.
Haben Sie ein Beispiel dafür, wie das Projekt das Leben von Kindern beeinflusst?
Spontan kommt mir hier das Beispiel von John in den Sinn. John war erst fünf, als er von seinem Vater dazu gezwungen wurde, als Viehhirte auf die Kühe der Familie aufzupassen. Als eines Tages Viehdiebe fünf seiner Kühe entführten, konnte er nicht mehr zurück nach Hause und rannte weg zu seiner Mutter. Doch John hatte Glück: Mit acht Jahren kam er in das Projekt, welches ihm zu einer Bildung verhalf und ihn schützte. Heute ist er 19 Jahre alt und träumt davon, im Ausland studieren zu können.