Vor rund einem Monat hat Israel den funktionierenden UN-Verteilmechanismus durch ein neues, tödliches Verteilsystem ersetzt. Seither sind die Zustände so schlimm, dass Kinder uns berichten, sie wollen nicht mehr leben. Dieser Krieg gegen Kinder muss endlich aufhören.

Kinder in Gaza

Ein tödliches Verteilsystem

Seit über 100 Tagen gelangen nahezu keine Hilfsgüter in den Gazastreifen. Im Mai wurde der bewährte UN-Mechanismus zur Verteilung humanitärer Hilfe durch ein neues, von Israel kontrolliertes System ersetzt. Mit tödlichen Folgen: Bei den Verteilungen, die seither stattgefunden haben, wurden über 500 Menschen getötet und Tausende verletzt – darunter auch Kinder.

«Das ist keine humanitäre Hilfe. Was in Gaza passiert, ist eine systematische Entmenschlichung und ein klarer Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht», sagt Adrian Förster, Geschäftsführer von Save the Children Schweiz.

Statt der rund 400 Ausgabestellen unter UN-Koordination gibt es heute nur noch vier Verteilzentren – für über zwei Millionen eingekesselte Menschen. Um diese zu erreichen, müssen Hilfesuchende überfüllte und militarisierte Zonen durchqueren. Die Verteilungen werden nicht angekündigt und finden oftmals mitten in der Nacht statt. Die Menschen werden zu einer unmöglichen Wahl gezwungen: Verhungern oder das Risiko eingehen, beim Anstehen für Essen erschossen zu werden.

Das alles geschieht, während an der Grenze genügend Lastwagen mit Nahrung, Trinkwasser, Benzin oder Medikamenten warten. Während Save the Children und viele weitere erfahrene humanitäre Organisationen bereit sind, lebensrettende Hilfe zu leisten.

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Zu wenige Verteilzentren Vier Verteilzentren für über zwei Millionen eingekesselte Menschen.

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Keine Information Die Verteilungen werden nicht angekündigt und finden oftmals mitten in der Nacht statt.

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Eine unmögliche Wahl Verhungern oder das Risiko eingehen, beim Anstehen für Essen erschossen zu werden.

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Zugang für humanitäre Hilfe Lastwagen mit Nahrung, Trinkwasser, Benzin oder Medikamenten warten an der Grenze.

Ich denke jeden Tag: Es kann nicht schlimmer werden. Und dann wird es schlimmer.

Rachael Cummings, Humanitarian Director, Save the Children in Gaza
Rachael Cummings Humanitäre Direktorin von Save the Children im Gazastreifen

Wir setzen unsere Arbeit fort

«Ich möchte zu meiner Mama in den Himmel»

Trotz allen Widrigkeiten setzen wir unsere Arbeit fort – überall dort, wo es möglich ist. So beispielsweise in unseren kinderfreundlichen Räumen. Hier schaffen wir sichere Orte, an denen Kinder für einen Moment einfach Kind sein dürfen. Eines der regelmässig durchgeführten Spiele ist der sogenannte «Wunschkreis»: Jedes Kind darf sagen, was es sich am meisten wünscht. Heute hören wir von sechs- bis zehnjährigen Kinder im Gazastreifen Wünsche wie: Wasser. Brot. Und immer häufiger: den Tod.

Der Gazastreifen ist heute der gefährlichste Ort der Welt für Kinder.

«Kinder sagen uns, sie möchten sterben, weil es im Himmel Wasser und Essen gibt – und ihre Eltern dort sind», berichtet Rachael Cummings. Der Gazastreifen ist heute der gefährlichste Ort der Welt für Kinder. Mehr als 18’000 Kinder wurden getötet. Tausende weitere verletzt, traumatisiert, krank oder zu Waisen gemacht. «Wie kann es sein, dass die Rechte von Kindern derart mit Füssen getreten werden, dass sie dieses unvorstellbare Leid ertragen müssen – und die Welt schaut einfach zu? Ich bin erschüttert und wütend», so Förster.

Unsere Forderung: Stoppt den Krieg gegen Kinder

Save the Children ist vor Ort. Wir sind bereit, um Kinder und Familien zu unterstützen – mit Nothilfe, psychosozialer Unterstützung, und durch kinderfreundliche Räume. Aber wir brauchen Zugang und ein Verteilsystem, das auf humanitären Prinzipien beruht.

Die internationale Gemeinschaft darf nicht länger tatenlos zusehen, während Kinder verhungern, verdursten und bombardiert werden. Stoppt diesen Krieg gegen Kinder. Gebt ihnen eine Zukunft. Jetzt.

Wir fordern:

  • Einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand
  • Ungehinderten und sicheren Zugang für humanitäre Hilfe
  • Die Abschaffung des tödlichen Verteilsystems und die Wiederherstellung eines UN-geführten Verteilmechanismus
  • Die Freilassung aller Geiseln und willkürlich festgehaltenen Gefangenen
  • Ein Ende aller Waffenlieferungen, die diesen Krieg gegen Kinder weiter befeuern
Mehr zu unserer Arbeit in Gaza
Medizinische Hilfe in Gaza