Gewaltsame Konflikte, extreme Klimaereignisse, tödliche Krankheiten und globale Wirtschaftsschocks bedrohen das Leben von Kindern weltweit. Seit Beginn dieses Jahrhunderts sind heute weltweit mehr Menschen gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben worden als je zuvor.

Dieses Jahr werden voraussichtlich fast 300 Millionen Menschen dringend humanitäre Hilfe benötigen – das ist einer von 27 Menschen. Unter ihnen eine ganze Generation von Kindern. Wenn Notsituationen wie der aktuelle Krieg im Gazastreifen die Schlagzeilen füllen, drohen andere Krisen vergessen zu gehen. Hier sind zehn Krisen, die wir im Jahr 2024 nicht vergessen dürfen. 

1. DEMOKRATISCHE REPUBLIK KONGO

In der Demokratischen Republik Kongo wird das Leben von Kindern massgeblich auf den Kopf gestellt: Der gewaltsame Konflikt durch bewaffnete Gruppen vertreibt Millionen von Menschen aus ihren Häusern, zerstört Infrastrukturen wie Schulen und Spitäler und verschärft den Hunger und die Armut. Familie haben nicht nur ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage verloren, sondern sind jeden Tag Gewalt und Missbrauch ausgesetzt. Das Land leidet zudem unter den Auswirkungen der Klimakrise: Häufigere und schwerere Dürren sowie Überschwemmungen zerstören Häuser, vertreiben Familien, vernichten Ernten und erhöhen das Risiko von Krankheitsausbrüchen.

Liliane, 13 Jahre, musste aus ihrem Zuhause fliehen und lebt heute in einem Flüchtlingslager.

2. MYANMAR

Der Bedarf an humanitärer Hilfe nimmt in Myanmar aufgrund des bewaffneten Konflikts und der Wirtschaftskrise weiter zu. In diesem Jahr wird ein Drittel der Bevölkerung humanitäre Hilfe benötigen – darunter sechs Millionen Kinder.

Die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zwingen Familien dazu, tragische Massnahmen zu ergreifen. Oft sehen sie sich Eltern dazu gezwungen, ihre Kinder aus der Schule zu nehmen, sie zur Arbeit zu schicken, früh zu verheiraten oder sogar gegen Geld einzutauschen.

Unzählige Familien aus Myanmar leben heute im Cox's Bazar Flüchtlingslager in Bangladesch.

3. SUDAN

Der Sudan steht vor seiner schlimmsten humanitären Krise aller Zeiten. Seit dem Ausbruch der Kämpfe im April 2023 sind fast 25 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen – darunter etwa 14 Millionen Kinder. Hinzu kommen die bereits bestehenden Herausforderungen wie Krankheitsausbrüche, die Klimakrise und die Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.

Über sechs Millionen Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben. Damit ist der Sudan heute das Land mit der höchsten Zahl an Binnenvertriebenen weltweit. Gleichzeitig ist es mit drei Millionen geflüchteten Kindern auch die grösste Kindervertreibungskrise.

Eine zweifach vertriebene Mutter zeigt Kugeln vor einem niedergebrannten Gebäude.

4. SYRIEN

In Syrien herrscht seit 13 Jahren bewaffnete Gewalt: Ein ganzes Leben für die Kinder im Land. Erst im Oktober letzten Jahres ist es zur grössten Eskalation der Kämpfe seit vier Jahren gekommen. Diese haben weitere Tote und Verletzte gefordert und Hunderttausende aus ihren Häusern vertrieben.

Die Erdbeben im Februar letztes Jahr waren für unzählige Familien und ihre Kinder ein weiterer Schlag nach zwölf Jahren Krieg. Kinder sind erneut grossen Gefahren ausgesetzt. 2024 werden über 16 Millionen Menschen Unterstützung benötigen – das ist die höchste Zahl seit Beginn der Krise.

Ein Mädchen steht vor dem Zelt ihrer Familie in einem Flüchtlingslager in Syrien.

5. HAITI

In Haiti leben Kinder und ihre Familie in einer tödlichen Kombination aus eskalierender Gewalt, sich verschärfenden politischen und wirtschaftlichen Unruhen, weit verbreiteter Armut, wachsender Ernährungsunsicherheit und einem Choleraausbruch. Als Folge sind fast drei Millionen Kinder dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Zudem herrscht im Land eine grosse Bandenkriminalität, welche zu gewalttätigen Unruhen, Strassensperrungen sowie vermehrt zu Entführungen führt. Viele Kinder sind dem Risiko ausgesetzt, für bewaffnete Banden rekrutiert zu werden.

Eine Mitarbeiterin von Save the Children untersucht Withmaly auf Mangelernährung.

6. JEMEN

Seit neun Jahren erleben Kinder im Jemen ununterbrochen Gewalt. Der jahrelange bewaffnete Konflikt hat dazu geführt, dass über die Hälfte der Bevölkerung dringend Nahrungsmittel, Wasser und lebensrettende Hilfe benötigen. Kinder und ihre Familien sind von Vertreibung, Ernährungsunsicherheit und eingeschränktem Zugang zur Grundversorgung betroffen. Zudem haben die neun Jahre ein tödliches Erbe an Explosivwaffen hinterlassen: Im Jahr 2022 wurde durchschnittlich alle zwei Tage eine Mine oder ein Blindgänger durch ein Kind ausgelöst. Fast die Hälfte aller Vorfälle endeten dabei tödlich. Oft treten Kinder beim Spielen, Viehhüten, Holzsammeln oder Wasserholen auf Minen.

Kinder im Jemen malen hoffnungsvolle Blumen an eine von Bomben zerstörte Schule.

7. SAHELZONE

Die zentrale Sahelzone, zu der Burkina Faso, Mali und Niger gehören, ist Schauplatz einer der grössten humanitären Krisen der Welt. Die ohnehin schon konfliktreiche Region ist durch die Auswirkungen der Klimakrise insbesondere durch die anhaltenden Dürreperioden noch instabiler geworden. Fast 11 Millionen Menschen benötigen dringend humanitäre Hilfe.

Rund 70 Prozent der Flüchtlingsbewegungen in der Sahelzone stehen im Zusammenhang mit Konflikten. Sicherheitsvorfälle, Angriffe und Entführungen sind für Menschen im Land und die humanitären Mitarbeitenden vor Ort tägliche Realität. Wie bei allen Konflikten sind die Kinder am stärksten davon betroffen.

Dioura, 12 Jahre, vor ihrem Haus in der Region Tillaberi in Niger.

8. AFGHANISTAN

Im August ist es drei Jahre her, seit die Taliban die Macht in Afghanistan wiedererlangt hat. Die Bedingungen für Kinder und ihre Familien sind nach wie vor katastrophal.

Ein Zusammenspiel von Naturkatastrophen, einer schweren Wirtschaftskrise und dem Zusammenbruch wichtiger Dienstleistungen hat zu einer der schlimmsten Ernährungskrisen aller Zeiten geführt. Familien haben nicht ausreichend Geld, um ihren Grundbedürfnissen nachzukommen. Jede dritte Person leidet unter extremem Hunger – rund 41 Prozent der Kinder unter fünf Jahren sind derzeit akut mangelernährt.

Jawid, 4 Jahr, steht vor den Trümmern, die durch das Erdbeben in Afghanistan entstanden sind.

9. SOMALIA

Somalia ist das am stärkste von der Klimakrise betroffene Land der Welt und erlebt zurzeit eine der schlimmsten Hungerkrisen. Nach einer langen Dürreperiode wurde das Land im Herbst 2023 von schweren Regenfällen heimgesucht. Die Überschwemmungen brachten das Land an den Rand einer Katastrophe.

Als Folge dieser extremen Wetterereignisse, dem anhaltenden Konflikt und den steigenden Lebensmittelpreisen haben etwa 8,3 Millionen Menschen ihre Lebensgrundlage verloren und sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Zahlreiche Kinder sind von akuter Mangelernährung betroffen.

Mahad und ihre Familie haben durch die Dürre ihre Tiere und Ernte verloren.

10. UKRAINE

Mehr als zwei Jahre nach dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine leben Millionen Kinder noch immer im Ausnahmezustand: Tägliche Gewalt, Angriffe auf die zivile Infrastruktur, Vertreibung, schweres emotionales Leid und Verlust von Angehörigen sind für sie zur neuen Normalität geworden.

Es ist die am schnellsten wachsende Vertreibungskrise, die es in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg gab: Mehr als 15 Millionen Menschen mussten seit der Eskalation des Konflikts in der Ukraine ihre Heimat verlassen.

 

Dmytro, 15 Jahre, hat sein Zuhause aufgrund der anhaltenden Kämpfe verloren.

WIR SIND FÜR KINDER IN NOT VOR ORT

In Krisen, bei Konflikten und Katastrophen wird das Leben von Kindern auf den Kopf gestellt. Deshalb sind wir in den schwierigsten Situationen vor Ort: Wir sorgen für all das, was Kinder brauchen, um sich von diesen Krisen zu erholen und eine Zukunft aufzubauen.

Kinder und Familien in Kriegs- und Krisengebieten brauchen langfristig Hilfe. Herzlichen Dank für Ihre Spende, die wir dort einsetzen, wo es am dringendsten ist.

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