Unsere Teams beobachten, dass in Bosnien und Herzegowina derzeit Dutzende geflüchtete Kinder trotz Minusgraden im Freien übernachten müssen. Ohne Begleitung Erwachsener schlafen sie in der eisigen Kälte in besetzten Häusern, leerstehenden Gebäuden oder Wohnungen und gefährden ihre Gesundheit – dazu kommt noch ein Anstieg an Covid-19-Infektionen.

Bild vom letzten Jahr: In den Flüchtlingslagern in Bosnien und Herzegowina sind Kinder und ihre Familien mit eisigen Temperaturen und Schnee konfrontiert, hier in der Nähe der Stadt Bihac.

Darum gehts

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Schlafen im Freien Trotz Minustemperaturen sind Kinder in Bosnien und Herzegowina gezwungen, im Freien, in besetzten Häusern oder leerstehenden Gebäuden zu schlafen.

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Registrierung als Problem In Bosnien und Herzegowina gibt es nur wenige offizielle Zufluchtsstätten, wo man sich registrieren kann. Ohne Registrierung sind Kinder unsichtbar und haben keinen Zugang zu Schutz, Gesundheitseinrichtungen oder Nahrung und Wasser.

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Hilfe vor Ort Wir arbeiten seit mehr als 20 Jahren in Bosnien und Herzegowina und haben in der aktuellen Lage schon Hunderte Kinder in kinderfreundlichen Räumen geholfen und ihnen einen warmen und sicheren Ort geboten. Zudem verteilen wir dringend benötigte warme Decken, Schlafsäcke, Winterkleider und -schuhe.

Die rund 50 unbegleiteten Kinder gehören zu geschätzt 2’500 Migrantinnen und Migranten in Bosnien und Herzegowina, die trotz winterlicher Bedingungen keine richtige Unterkunft haben. Bei Temperaturen, die Nachts unter den Gefrierpunkt fallen und steigenden Covid-19-Infektionen verbringen die Kinder ihre Tage und Nächte im Freien – mit eingeschränktem Zugang zu Nahrung, Wasser und sanitären Einrichtungen und ohne Zugang zu Schutz-, Gesundheits-, Asyl- oder Bildungseinrichtungen.

Diese Kinder brauchen dringend einen sicheren und warmen Platz zum Bleiben und Zugang zu Schutzdiensten. Aktuell suchen Kinder, die nicht in offiziellen Unterkünften untergebracht sind, Schutz in verlassenen Gebäuden und behelfsmässigen Lagern. Dort sind sie neben dem rauen Winterwetter und den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken auch Missbrauch und Gewalt ausgesetzt. So berichtete uns ein 17-jähriger Jugendlicher in der Stadt Bihac: „Ich schlafe seit zwei Monaten in besetzten Häusern und esse Essen, das ich von Organisationen oder Einheimischen bekommen habe. Es ist zu kalt, um in diesen Gebäuden zu bleiben. Wir machen Feuer, aber dann kann man vor lauter Rauch nicht mehr atmen.“

Registrierung als Problem

Offiziellen Angaben zufolge befinden sich etwa 500 unbegleitete Kinder in verschiedenen Unterkünften im Land, dazu kommen etwa 450 Kinder, die bei ihren Familien sind. Nach der Schliessung von zwei grossen Lagern im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl an Plätzen für Flüchtlinge und Migranten in Bosnien und Herzegowina drastisch verringert. Flüchtlinge und Migranten, darunter auch Kinder, können in Bosnien und Herzegowina nur in offiziellen Unterkünften registriert werden. Ohne Registrierung haben unbegleitete Kinder keinen Zugang zu Unterstützung und blieben für Kinderschutzsysteme unsichtbar, so Save the Children. Deshalb fordert die Kinderrechtsorganisation, dass die Kinder, die in Bosnien und Herzegowina auf der Strasse leben, offiziell registriert werden und Zugang zu Kinderschutzmassnahmen haben.

Kinder sollten nicht ohne ein Dach über dem Kopf durch den Winter kommen. Sie sollten nicht ihr Leben und ihre Gesundheit riskieren, indem sie Wasser aus Flüssen trinken, bei niedrigen Temperaturen frieren oder aus Müll Feuer machen, um sich warm zu halten. Es ist wichtig, dass der Zugang zu Schutz-, Gesundheits- und anderen wichtigen Dienstleistungen gewährleistet ist. Das ist ihr Menschenrecht, aber angesichts der COVID-19-Epidemie auch eine Frage der öffentlichen Gesundheit.

Andrea Zeravcic Länderdirektorin von Save the Children in Bosnien und Herzegowina

Zeravcic weiter: „Wir brauchen dringend zusätzliche Schutzräume, bevor Kinder erfrieren oder anderweitig zu Schaden kommen. Vor allem unbegleitete Kinder müssen in Sicherheit gebracht werden, aber auch Familien und andere gefährdete Gruppen. Das bedeutet, dass zusätzliche Unterkünfte, die für Kinder und Familien geeignet sind, im ganzen Land und entlang der Migrationsroute zur Verfügung stehen müssen.“

„Die Behörden müssen eine sofortige offizielle Registrierung, Überweisung und Unterbringung für alle Kinder, einschliesslich unbegleiteter Kinder, sicherstellen. Die Registrierung ist ein wesentlicher erster Schritt, um den Schutz der Schutzbedürftigsten zu gewährleisten, und sie kann nicht von den verfügbaren Aufnahmekapazitäten abhängen. Alle Kinder – auch die ohne ihre Bezugspersonen – haben das Recht, sicher zu sein und geschützt zu werden.“

Alle Kinder haben das Recht, sicher zu sein und geschützt zu werden.

Andrea Zeravcic Länderdirektorin von Save the Children in Bosnien und Herzegowina

Da Bosnien und Herzegowina auf der Route zu den westeuropäischen Grenzgebieten liegt, ist es zu einem Hotspot für Migranten geworden. Aufgrund ihrer verzweifelten Lage und dem Mangel an legalen Wegen und Lösungen versuchen Kinder und Familien weiterhin, die kroatische Grenze in die EU zu überqueren – trotz Berichten über gewalttätige Zurückweisungen. Die Teams von Save the Children in Bosnien und Herzegowina erlebten, wie stark sich diese stressige Situation auf Kinder auswirkt, vor allem auf diejenigen, die alleine unterwegs sind.

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