Malaria ist in Malawi in allen Teilen des Landes verbreitet und ist eine der Haupttodesursachen für Kinder. Im Blogbeitrag beschreibt Fabian Emmenegger von Save the Children Schweiz, wie er den Projektbesuch in Malawi im vergangenen Jahr erlebt hat - und wie Save the Children dort Kinderleben rettet.

«Wer von euch hat Familienangehörige durch Malaria verloren?»

Das ist die Frage, die ich einer Gruppe von Müttern im Schatten eines Baumes stelle. Es ist kurz nach dem Mittag, die Sonne brennt unerbärmlich auf uns nieder und das Thermometer hat die 30-Grad-Grenze passiert. Spätestens jetzt, als neun von zehn Frauen die Hand heben und signalisieren, wie zerstörerisch Malaria im Leben von ihnen ist, wird mir die furchtbare Dimension von Malaria in Malawi klar: Für Kinder gehört sie zu den Todesursachen Nummer Eins.

Wie schwierig muss es für Eltern sein, ihre Kinder in so einer Situation aufziehen zu können?

Wir befinden uns auf dem sandigen Pausenhof einer Schule im Zomba-Distrikt in Malawi, im Südosten von Afrika. Während einer Woche besuche ich hier ein Projekt von Save the Children Schweiz, das der im ganzen Land verbreiteten Malaria entgegenwirken soll. Ich schlucke prophylaktisch Malaria-Medikamente, meine Kleider sind mit chemischem Insektenabwehrmittel imprägniert und ich sprühe meine Haut mit Moskitospray ein. Trotzdem zucke ich schon beim Summen einer Mücke zusammen und halte nach Mücken Ausschau, die diesen gefährlichen Parasiten transportieren. Es ist die Angst vor den Moskitos, die Malaria übertragen: Ein Killer, den man kaum hören und sehen kann.

Malawi ist eines der ärmsten Länder der Welt und sein Gesundheitssystem in einem desolaten Zustand. Malaria ist in Malawi endemisch und einer der Hauptgründe für Todesfälle bei Kindern. Als eine der gefährlichsten Krankheiten ist Malaria im Jahr für 435.000 Todesfälle weltweit verantwortlich – mehr als die Hälfte davon sind Kinder. Unweigerlich denke ich dabei an die Schulkinder, die ich vor nicht einmal einer Stunde in ihrem Klassenzimmer besucht habe.

Was ist mit ihnen? Wie können wir ihnen helfen? Sind sie krank?

«Würden wir heute 100 Schüler auf Malaria testen, wären 70 davon positiv.»

dies verrät mir der Schuldirektor während eines Gesprächs und offenbart gleichzeitig ein grosses Problem: Kinder werden fast täglich mit der Krankheit konfrontiert. Werden sie krank, ist es weit bis zur nächsten Gesundheitseinrichtung – im Fall der Schule im Zomba-Distrikt teilweise fast 10 Kilometer. Diese Strecke muss notabene zu Fuss zurückgelegt werden, denn in Malawi ist der öffentliche Verkehr quasi inexistent. Erkrankt ein Kind und muss diesen Weg mit Malaria zurücklegen, mit Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und Schüttelfrost, scheint dies schier unzumutbar.

Und genau hier setzt das Projekt von Save the Children an.

MALARIA-TESTS WERDEN IN DER SCHULE VORGENOMMEN

Um Kinder schnell und zuverlässig auf Malaria untersuchen und deren Symptome behandeln zu können, haben wir mehr als 75 Lehrerinnen und Lehrer in 58 Schulen in den Bezirken Zomba und Machinga zur Malariadiagnose ausgebildet. Sie können Kinder dort untersuchen, wo Kinder halt jeden Tag sind: in der Schule. 

In diesen Schulen wurden spezielle Behandlungszimmer – sogenannte «LTK Rooms» (Learner’s Treatment Kits; Schüler-Behandlungssets) – eingerichtet. Im Raum treffen wir auf ein Mädchen, das über Kopfschmerzen klagt. Ihre Stirn scheint ebenfalls sehr warm zu sein. Kopfschmerzen und Fieber sind klare Symptome eines Malaria-Ausbruchs. In so einem Fall ist eine rechtzeitige Diagnose sehr wichtig – dank der speziellen Schulung des Lehrers kann er diese mittels Schnelltest an Ort und Stelle im Behandlungszimmer vornehmen.

Nur eine Viertelstunde dauert es, bis der Test im heissen und stickigen Raum nur einen statt zwei Striche anzeigt: Entwarnung, keine Malaria. Trotzdem erhält die Schülerin ein Schmerzmittel gegen die Kopfschmerzen und entscheidet sich, kurz darauf, wieder in den Unterricht zurückzukehren.

SCHÜLER FEHLEN WENIGER IM UNTERRICHT

Auch wenn das Ziel des Projektes die Malaria-Diagnose und die Behandlung von Schülerinnen und Schülern ist, bringt es mehrere Komponenten mit sich, die mich beeindruckten: Jedes Schulkind soll innerhalb von 24 Stunden Zugang zu einer Behandlung erhalten – oder wird bei einer schweren Malariaerkrankung an ein Spital weiterverwiesen. Denn die Zeit ist ein wichtiger Faktor, beim Ausbruch einer schweren Malariaerkrankung, und statt krank zu Hause zu bleiben, kann in der Schule an Ort und Stelle über die Schwere der Erkrankung Gewissheit erlangt werden. Zudem können auch andere Symptome von Malaria wie Durchfall, Kopfschmerzen oder Fieber in der Schule behandelt werden. So wird automatisch dazu beigetragen, dass Kinder weniger krank sind und die Schule länger besuchen.

Nebst einer besseren Gesundheitsversorgung haben Schüler so die Möglichkeit auf eine qualitativ hochwertige Grundbildung.

Die Schüler fehlen dank dem Projekt viel weniger, das ist etwas, was wir deutlich feststellen

Schuldirektor

REGIERUNG BETEILIGT SICH AM PROJEKT

Das Projekt, welches vom Migros-Unterstützungsfonds mitfinanziert wird, funktioniert gut, sehr sogar – das hören wir auf unserem Projektbesuch von Eltern, Lehrern und auch von der Regierung.

Und um die Nachhaltigkeit aus Sicht von Save the Children zu gewährleisten, ist es unser Ziel, dass in naher Zukunft die Regierung für sämtliche Kosten aufkommt, die die Lehrerausbildung und die Medikamentenlieferung betrifft. Dass dies durchaus im Bereich des Möglichen liegt, hat uns das Zugeständnis gezeigt, welches wir am letzten Tag unseres Projektbesuchs erhalten haben: Künftig will die Regierung für die Medikamente im Zomba-Distrikt aufkommen.

Dies ist ein beachtlicher Schritt, damit sich die Idee von Save the Children – diese Behandlungsräume auf alle Schulen im ganzen Land auszubreiten – vielleicht schon bald umsetzen lässt und in naher Zukunft wohl weniger Mütter die Hand aufhalten müssen, wenn sie nach Malaria-Fällen in ihrer Verwandtschaft gefragt werden.