Bindung und Zugehörigkeit Kinder müssen sich sicher und angenommen fühlen. Eine liebevolle Beziehung zu den engsten Bezugspersonen ist dabei zentral.
Heute ist der Tag der gewaltfreien Erziehung. Wir rücken dieses Jahr die oft unsichtbare psychische Gewalt ins Zentrum und zeigen, wie Eltern unterstützt und Kinder geschützt werden können.
Wenn Worte weh tun
Trotz der schwerwiegenden Folgen wird psychische Gewalt in der öffentlichen Debatte oft übersehen. Dabei braucht es dringend mehr Bewusstsein und klare Orientierung: Was ist psychische Gewalt genau? Wie kann ich mein Kind schützen – oder mich als Elternteil selbst besser regulieren, wenn alles zu viel wird?
Was Kinder wirklich brauchen
Kinder brauchen mehr als Nahrung, Kleidung und ein Dach über dem Kopf – sie brauchen auch emotionale Sicherheit. Diese hängt wesentlich davon ab, ob die psychischen Grundbedürfnisse von Kindern erfüllt sind.
Dazu gehören:
Wertschätzung und Selbstwirksamkeit Kinder brauchen das Gefühl, gesehen und gehört zu werden – mit ihren Schwächen und Stärken, Ideen und Grenzen.
Struktur und Orientierung Verlässliche Abläufe und klare Regeln helfen Kindern, sich in ihrer Welt zurechtzufinden.
Freiraum für Spiel, Kreativität und Lernen Kinder entwickeln sich durch aktives Tun – frei von Angst, Druck und Überforderung.
Werden diese Bedürfnisse dauerhaft verletzt, zum Beispiel durch Beschämung oder ständige Abwertung, leidet die seelische Gesundheit eines Kindes.
«Erziehung ist sehr anspruchsvoll und der Familienalltag bringt Eltern immer wieder an ihre Grenzen.»
Im Interview beantwortet unsere ehemalige Kindesschutzexpertin Serafina Schelker die wichtigsten Fragen zur gewaltfreien Erziehung in der Schweiz.
Interview lesenKinder durch Gesetze schützen
Ein wichtiges Signal kommt aus der Politik: Der Bundesrat hat im September 2024 eine Gesetzesvorlage zur Änderung des Zivilgesetzbuchs (ZGB) verabschiedet. Sie schreibt das Recht auf eine gewaltfreie Erziehung explizit fest – ein Meilenstein für den Kinderschutz in der Schweiz, der nun noch vom Parlament angenommen werden muss. Ziel ist es, Kinder besser zu schützen und psychische wie physische Gewalt klar zu benennen.
Die gesetzliche Grundlage allein reicht nicht. Eltern sind in ihrem Alltag mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert, wie fehlenden Betreuungsangeboten, dem Spagat zwischen Beruf und Familie oder finanziellen Sorgen. Stress und Überforderung gelten als häufige Auslöser für gewaltsames Verhalten, oft auch ungewollt.
Konkrete Unterstützung für Eltern
Eltern brauchen keine Vorwürfe, sondern Ermutigung, Wissen und Unterstützung. In der Schweiz gibt es bereits viele Angebote für Familien: Das Netzwerk Kinderschutz Schweiz klärt mit Materialien über oftmals versteckte Formen psychischer Gewalt im Alltag auf, bietet praxisnahe Elternkurse an und stellt Handlungsalternativen vor, die Eltern im Umgang mit stressigen Situationen helfen können.
So hilft Save the Children
Auch Save the Children Schweiz setzt sich für elternfreundliche Bedingungen ein, besonders dort, wo Eltern stark belastet sind. In Asylunterkünften leben viele geflüchtete Familien auf engstem Raum in ungewohnten Strukturen, haben oft traumatische Situationen erlebt und sind mit einer ungewissen Zukunft konfrontiert. Inmitten dieser Unsicherheit wollen sie ihren Kindern Halt geben und stossen dabei oft an ihre Grenzen.
Mit unseren Projekten stärken wir Eltern durch Workshops zum Umgang mit Stress und partizipativen Ansätzen, bieten Schulungen für Mitarbeitende in Unterkünften an wie sie Eltern besser unterstützten können und stellen auf unserer Informationsseite für Eltern in über 20 Sprachen hilfreiche Tipps für ein gelingendes Miteinander verständlich, stärkend und alltagstauglich zur Verfügung.
Gemeinsam setzen wir uns –am Tag der gewaltfreien Erziehung und an jedem anderen Tag – dafür ein, dass jedes Kind, in der Schweiz und weltweit, sicher, gesund und in Würde aufwachsen kann. Denn Kinder, die heute geschützt werden, gestalten morgen unsere Zukunft.
