Nach drei Jahren Krieg kommen in der Ukraine fast 75 Prozent der Menschen kaum über die Runden. Familien können sich nahrhaftes Essen, Kleidung oder Reparaturen an ihren zerbombten Häusern oft nicht leisten. Wir sind mit wichtiger Hilfe vor Ort.

Yana* (14) und ihre Grossmutter Raisa* (61) auf dem Spielplatz vor der Notunterkunft in der Ukraine, in die sie geflüchtet sind. © Save the Children

Die 14-jährige Yana* wurde aus ihrer Heimat Donezk vertrieben und lebt nun mit ihrer Grossmutter Raisa* in einer von 1800 Notunterkünften in der Ukraine. Die beiden sind ganz auf sich allein gestellt: Kurz vor dem Krieg sind erst Yanas Grossvater und dann auch ihre Mutter gestorben. Heute leben sie in der Notunterkunft, weil es in ihrem Haus aufgrund des Beschusses zu gefährlich wurde und sie sich keine andere Unterkunft leisten konnten.

Als der Krieg begann, kamen wir in eine hoffnungslose Lage. Meine Rente von 3000 Hrywnja (circa 65 Schweizer Franken) reicht nicht zum Leben aus. Die Preise sind explodiert. Ich habe Angst, dass ich meine Enkelin nicht unterstützen kann. Das ist sehr schwer für mich.

Raisa, Grossmutter der 14-jährigen Yana


Armut steigt an

So wie Yana und Raisa kämpfen vielen Familien in der Ukraine mit wachsender Armut: Laut einer Befragung von Save the Children haben 46 Prozent der Haushalte nicht genug Geld für Strom und Heizung. 55 Prozent kämpfen mit Mietrückständen und Millionen von Menschen – insbesondere Frauen – haben durch den Krieg ihre Arbeit verloren. Während die Löhne gesunken sind, stiegen die Lebensmittelpreise enorm an. Schätzungen zufolge werden in diesem Jahr rund fünf Millionen Menschen von Ernährungsunsicherheit betroffen sein. Das heisst, sie haben nicht genug zu essen oder können sich nur minderwertige Lebensmittel leisten.

Der 6-jährige Artem* besucht eine unterirdische Schule in einer U-Bahn-Station in Charkiw, die von Save the Children mit Lernmaterialien unterstützt wird. Er vermisst seinen Vater, der im Krieg gestorben ist.

Tetiana* ist einen Monat nach Kriegsbeginn auf die Welt gekommen und musste bereits im jungen Alter miterleben, wie eine Rakete nur wenige Meter von ihrem Zuhause in Saporischschja einschlug. Die Zweijährige ist glücklich, wenn sie in unserem kinderfreundlichen Raum spielen und den Krieg vergessen kann, erzählt Tetianas Mutter Yuliia*, die psychologische Unterstützung von Save the Children erhält.

Der 7-jährige Danylo* erinnert sich, wie er alles zurücklassen musste, als seine Familie kurz nach Ausbruch des Kriegs flüchtete. Die Erlebnisse belasteten Danylo so sehr, dass er eine Zeit lang nicht mehr sprechen konnte. Dank einer Sprachtherapie und regelmässiger Besuche im kinderfreundlichen Raum von Save the Children geht es ihm heute besser.

Lage zwingt Familien zu drastischen Massnahmen

«Ich habe Familien getroffen, die in zerstörten Häusern leben und sich die Reparaturen einfach nicht leisten können. Einige wissen nicht, woher ihre nächste Mahlzeit kommen soll, andere müssen nachts frieren, weil das Geld für Decken und Winterkleidung fehlt», sagt Florian Westphal, Geschäftsführer von Save the Children Deutschland, der kürzlich in der Ukraine war. Die Situation ist für manche Familien so prekär, dass sie keine andere Wahl haben, als ihre Kinder einem Heim oder Verwandten anzuvertrauen, damit sie sicher untergebracht und ausreichend ernährt werden.

*Namen zum Schutz geändert

Wie unterstützt Save the Children?

Seit Beginn des Krieges haben wir unsere Programme erheblich ausgeweitet. In der Ukraine und den Nachbarländern haben wir mehr als 4,6 Millionen Menschen, darunter 1,8 Millionen Kinder, unterstützt. Gemeinsam mit 25 lokalen Partnerorganisationen leisten wir in der Ukraine lebensrettende Hilfe und arbeiten an langfristigen Lösungen.

Unsere Schwerpunkte in den letzten drei jahren:

  • 87 digitale Lernzentren eingerichtet
  • Rund 54 Millionen Schweizer Franken als Bargeld-Nothilfe ausgezahlt
  • 415’000 Menschen mit Unterkünften und lebenswichtigen Hilfsgütern versorgt
  • 2,6 Millionen Menschen mit sauberem Wasser und Hygieneprodukten unterstützt
  • 349’000 Menschen mit psychologischer Betreuung und kinderfreundlichen Aktivitäten wie Spielen oder Malen begleitet

Für das Jahr 2025 planen wir, mit rund 63 Millionen Schweizer Franken weitere 650’000 Menschen in der Ukraine zu erreichen. Unser Fokus liegt dabei sowohl auf Kinderschutzprogrammen, damit Kinder nicht von ihren Eltern getrennt werden und ihre gesunde Entwicklung gefördert wird, als auch auf langfristiger Unterstützung.

Zweijähriges Mädchen aus der Ukraine | Save the Children

Wir bleiben weiterhin an der Seite der Kinder in der Ukraine. Denn jedes Kind hat das Recht darauf, einfach Kind zu sein.