Vor 100 Jahren wurden zum ersten Mal die Rechte der Kinder in der «Genfer Erklärung» anerkannt. Diese Erklärung – verfasst von unserer Gründerin Eglantyne Jebb – legte fest, dass Kinder nicht nur Besitz von Erwachsenen sind, sondern eigene Rechte haben – auf Bildung, Schutz, Nahrung und Sicherheit. Obwohl dies ein Durchbruch in der Geschichte war, erleben viele Kinder auch heute noch, dass ihre Rechte missachtet werden. Anlässlich des Jubiläums stellen wir die bedeutendsten Fortschritte der Kinderrechte in den letzten 100 Jahren vor und werfen einen Blick auf aktuelle Herausforderungen.
Kindersterblichkeit ist drastisch gesunken
Im Jahr 1924 starb jedes dritte Kind vor seinem fünften Geburtstag. Heute liegt diese Zahl weltweit bei weniger als vier von 100 Kindern. Dieser Rückgang ist auf besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, sauberem Trinkwasser, Impfungen und weniger Hunger zurückzuführen.
Unser Beitrag: Die Vision von Save the Children ist, dass bis 2030 kein Kind unter fünf Jahren mehr an vermeidbaren Ursachen stirbt. Letztes Jahr haben wir mehr als 33 Millionen Kinder mit Gesundheits- und Ernährungsprogrammen erreicht. Wir setzen uns auch für Gesetze ein, die beispielsweise den Zugang zu Impfungen verbessern.
Herausforderung: Trotz des Fortschritts sterben weiterhin Millionen Kinder an vermeidbaren Ursachen. Die UN prognostiziert, dass im Jahr 2030 immer noch 3,8 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag sterben werden.
9 von 10 Kindern erhalten eine Grundbildung
Heute schliessen fast 90 Prozent der Kinder die Primarschule ab. Im Vergleich dazu: Vor 100 Jahren gingen mehr als sechs von zehn Personen gar nicht zur Schule. Bildung ist heute als grundlegendes Kinderrecht anerkannt und in vielen Ländern gilt die Schulpflicht.
Unser Beitrag: Wir setzen uns dafür ein, dass alle Kinder eine gute Grundbildung erhalten – auch in Notsituationen. Im vergangenen Jahr haben 8,5 Millionen Kinder von unseren Bildungsangeboten profitiert. In Ländern wie Simbabwe haben wir dazu beigetragen, dass Gesetze verabschiedet wurden, die benachteiligten Kindern den Schulbesuch ermöglichen.
Herausforderung: Konflikte, Klimakrisen und Naturkatastrophen führen dazu, dass Millionen von Kindern nicht zur Schule gehen können. So sind im Sudan über 18 Millionen Kinder vom Schulbesuch ausgeschlossen und in Gaza und Libanon haben derzeit alle schulpflichtigen Kinder keinen Zugang zu Bildung.
Kinderarbeit ist stark zurückgegangen
Vor 100 Jahren war es verbreitet, dass Kinder auf Feldern, in Fabriken oder Minen arbeiteten. Heute arbeiten etwa 90 Prozent der Kinder nicht mehr unter Bedingungen, die ihrer Entwicklung schaden oder sie am Schulbesuch hindern. Die internationale Gemeinschaft hat sich 2015 mit den UN-Nachhaltigkeitszielen verpflichtet, Kinderarbeit bis 2025 zu beenden.
Unser Beitrag: Kinder weltweit vor Kinderarbeit zu schützen, ist einer unserer Schwerpunkte. Dafür arbeiten wir eng mit Behörden, Unternehmen und Partnerorganisationen wie dem Centre for Child Rights and Business zusammen. So unterstützen wir unter anderem Unternehmen dabei, Kinderrechtsrisiken in ihren Lieferketten zu verbessern – wie in unserem Projekt mit dem Schweizer Anbieter für Sicherheitslösungen dormakaba, wo wir Kinder vor der gefährlichen Arbeit in Kobaltminen in der Demokratischen Republik Kongo schützen.
Herausforderung: Weltweit arbeiten noch immer 160 Millionen Kinder, viele unter gefährlichen Bedingungen.
Weniger Kinder leiden an Wachstumsstörungen
Seit 1990 hat sich die Zahl der Kinder unter fünf Jahren mit Wachstumsstörungen fast halbiert – von 40 Prozent auf 22 Prozent. Die Wachstumsstörungen bei kleinen Kindern sind häufig auf einen Mangel an Nahrung und Nährstoffen zurückzuführen. In der Folge können sich die Kinder nicht gesund entwickeln.
Unser Beitrag: Mit unseren Mutter-Kind-Ernährungsprogrammen haben wir letztes Jahr mehr als 20 Millionen Kinder und Mütter erreicht. Ausserdem tragen wir dazu bei, Gesetze in Ländern wie den Philippinen durchzusetzen, die Müttern und Kleinkindern Zugang zu medizinischer Versorgung und Nahrungsmitteln ermöglichen.
Herausforderung: Die Fortschritte sind ins Stocken geraten und ohne verstärkte Anstrengungen könnte im Jahr 2030 immer noch mehr als jedes fünfte Neugeborene an Mangelernährung leiden und in seiner Entwicklung beeinträchtigt werden.
Kinder fordern ihre Rechte ein
«Kinder sollten gesehen, aber nicht gehört werden» ist glücklicherweise ein Satz, der einer Denkweise von Vorgestern entspricht. Heute fordern Kinder zunehmend selbst ihre Rechte ein, um Veränderungen zu bewirken.
Unser Beitrag: Aktionen mit Kindern wie «Generation Hope» von Save the Children unterstützen junge Menschen dabei, ihre Stimmen zu Themen wie der Klimakrise und Kinderrechte auf die politische Agenda zu setzen. Mehr als 14’200 Kinder in 40 Ländern haben im vergangenen Jahr an solchen Aktivitäten teilgenommen.
Herausforderung: Kinder, insbesondere Mädchen, werden oft noch von wichtigen Entscheidungsprozessen ausgeschlossen. So weist die 16-jährige Rachel aus Malawi darauf hin, dass Mädchen in Gesprächen zur Klimakrise oft übergangen werden, obwohl sie besonders stark davon betroffen sind.
Für Kinderrechte gestern, heute und morgen
Auch wenn sich die Kinderrechte in den letzten 100 Jahren erheblich verbessert haben, bleiben viele Herausforderungen bestehen. Wir setzen uns weiterhin dafür ein, dass jedes Kind seine Rechte und die Unterstützung erhält, damit Kinder einfach Kind sein können. Denn der Einsatz für Kinderrechte ist unsere Geschichte, unsere Gegenwart und unsere Zukunft.