Dominik Weidkuhn ist bei Save the Children Schweiz im Team Unternehmenspartnerschaften tätig und hat kürzlich zusammen mit einem Partner einige unserer Projekte in Bangladesch besucht. Wie genau Save the Children Kinder und ihre Familien in Bangladesch unterstützt und was Dominik bei seinem Besuch am meisten beeindruckt hat, erzählt er im Interview.

Dominik Weidkuhn ist bei Save the Children Schweiz im Team Unternehmenspartnerschaften tätig und hat kürzlich zusammen mit einem Partner einige unserer Projekte in Bangladesch besucht.

Dominik, nimm uns mit auf eine Reise nach Bangladesch!

Welche Projekte von Save the Children hast du besucht?

Wir haben vier verschiedene Projekte besucht – zwei Bildungsprojekte und zwei Gesundheitsprojekte. Dabei verfolgen alle dasselbe Ziel: Das Leben der am verletzlichsten Kinder in Bangladesch zu verbessern.



Beginnen wir bei den Bildungsprojekten. Wie genau sehen diese aus?

Ein Projekt in der Hauptstadt Dhaka ermöglicht rund 3’000 Kindern und Jugendlichen in allen Altersstufen bis 18 Jahren den Zugang zur Bildung. Kinder im Vorschulalter werden dabei auf spielerische Art geschult. Dazu gehört beispielsweise einen Stift richtig zu halten oder einer Lehrperson aufmerksam zuzuhören. Bei unserem Besuch haben wir eine Vorlesestunde einer Klasse mit Schüler:innen zwischen acht bis zwölf Jahren beobachtet, wo die Kinder gemeinsam eine Geschichte gelesen haben. Ausserdem durften wir während einer Aufklärungslektion für Jugendliche dabei sein, in welcher die Teenager von einem Trainer aus der Gemeinschaft über die Themen Kinderheirat und Sucht sensibilisiert wurden.

Bildungsprojekte von Save the Children Schweiz in Bangladesh.

Ein weiteres Projekt besuchten wir rund vier Autostunden von Dhaka entfernt – in der Stadt Daulatdia – einem Verkehrsknotenpunkt, an dem viele Lastwagenfahrer vorbeikommen, bevor sie Waren in die Hauptstadt liefern. Dort hat sich über die Jahre eine Art Bordell-Dorf entwickelt, in dem viele alleinstehende Mütter mit ihren Kindern ums Überleben kämpfen. Lange Zeit waren diese Kinder stigmatisiert und hatten keinen Zugang zu Bildung. Dank Bemühungen von NGOs wie Save the Children können heute rund 700 Kinder aus Daulatdia zur Schule gehen. Neben unserem Primarstufenangebot besuchen Mitarbeitende von Save the Children regelmässig Mütter, die als Prostituierte arbeiten müssen und beraten sie zu Themen wie der Gesundheit, ihren Rechten und der Schulbildung ihrer Kinder.



Und was macht Save the Children konkret in den Gesundheitsprojekten?

Bei beiden Gesundheitsprojekten geht es um die Mutter-Kind-Gesundheit – vor, während und nach der Geburt. In der von Save the Children betriebenen Gesundheitsklinik in der Hauptstadt Dhaka erblicken rund 600 Babys pro Monat das Licht der Welt. Einige von ihnen kommen zu früh auf die Welt und wiegen gerade einmal 700-800 Gramm. In einem speziell dafür ausgerichteten Untersuchungsraum werden die Kinder versorgt und die Mütter im Umgang mit ihren verletzlichen Säuglingen geschult. Dabei ist die Känguru-Methode eine Möglichkeit: Das unterentwickelte Neugeborene wird dabei direkt auf die Brust der Mutter gelegt. Der Körperkontakt und die Wärme der Mutter fördern die Entwicklung dieser Frühchen. Anders als hier in der Schweiz werden die Babys nach der Geburt nicht gleich gewaschen, sondern nur ganz sanft abgerieben, da das Wasser verschmutzt ist und somit ein Gesundheitsrisiko für die Babys darstellt.

Für das zweite Gesundheitsprojekt sind wir nach Gaibandha in den Norden Bangladeschs gereist. Das Gebiet wird regelmässig von starken Regenfällen und Überschwemmungen heimgesucht, wobei sich temporäre Inseln auf dem Fluss bilden.

Gesundheitsprojekte von Save the Children Schweiz in Bangladesh.

Aufgrund der Fruchtbarkeit des Bodens und mangelnder Perspektiven lassen sich auf diesen Inseln immer wieder Menschen nieder, die ihr Zuhause bei der nächsten Flut wieder verlieren werden. Um die medizinische Versorgung für werdende Mütter in diesen prekären und schwer zugänglichen Orten sicherzustellen, hat Save the Children eine mobile Bootsklinik ins Leben gerufen. Das Boot ist mit allem ausgestattet, um ein Kind sicher zur Welt zu bringen und gegebenenfalls in eine Gesundheitseinrichtung zu transportieren. Mit diesem innovativen Ansatz haben wir eine Lösung entwickelt, die sich den Lebensumständen der betroffenen Mütter und ihren Kindern anpasst und ihnen damit Zugang zu lebensrettender Gesundheitsversorgung ermöglicht.



Gibt es einen Moment, der dir in besonderer Erinnerung bleibt?

In den Slums ist es unfassbar laut, wahnsinnig chaotisch und dreckig. Um die Schule von Save the Children in Dhaka zu besuchen, sind wir zuerst den Gassen entlanggelaufen und kamen über einen Hinterhof schliesslich in die Schulräumlichkeiten. Und plötzlich tut sich da eine gegensätzliche Welt auf: Der Boden mit bunten Teppichen ausgelegt, die Wände mit Kinderzeichnungen geschmückt, die Atmosphäre ruhig und friedlich. Inmitten des Chaos eine solche Oase zu finden, in welcher die Kinder geschützt sind und für einen Moment lang einfach nur Kind sein können, hat mich zutiefst berührt.

Und zum Schluss: Was hat dich besonders beeindruckt?

Zu sehen, welchen Unterschied wir im Leben einer Familie – und insbesondere im Leben eines Kindes – mit unseren Projekten machen können. Alle haben uns mit offenen Armen empfangen – die Dankbarkeit der Menschen vor Ort war spürbar und hat mich extrem berührt.

Dominik Weidkuhn von Save the Children auf Schulbesuch in Dhaka: eine Oase inmitten des Chaos.

Herzlichen Dank für das Gespräch Dominik!

Copyright alle Bilder:  Dominik Weidkuhn | Save the Children Schweiz