Das Coronavirus veränderte Joshua Alborghettis Arbeitsalltag, da er seine Arbeit als Dialoger für Save the Children mit der Verkündung des Lockdowns nicht mehr ausführen konnte. Doch er beschreibt die vergangenen Wochen als sehr spannende und lehrreiche Zeit, da er zahlreiche alternative Arbeiten übernehmen konnte. Im Interview erzählt er wie er die Zeit erlebt hat.
Diese Beobachtung hat meine Motivation bestärkt, dass wir als Save the Children in den Asylzentren in der Schweiz einen wichtigen Beitrag leisten können, die verschiedenen Unterkünfte kindgerechter zu gestalten und sicherzustellen, dass Kinder auch geeignete Spielecken und Rückzugsorte haben!
Wie hat sich deine Arbeit während dem Corona-Lockdown verändert?
Das ist eine einfache Frage: während dem Lockdown habe ich bei Save the Children komplett andere Aufgaben übernommen. Ich habe die Flexibilität unserer Organisation sehr geschätzt, als der Entscheid gefällt wurde, aus Sicherheitsgründen die Arbeit von uns Dialogern einzustellen. Als erstes haben wir eine Telefonaktion gestartet, bei dem wir Dankesanrufe an Spenderinnen und Spender gemacht haben, um uns für ihre wertvolle Unterstützung zu bedanken und uns zu erkundigen, wie es ihnen in dieser ungewohnten Zeit geht. Zweitens konnte ich die Produktion zweier Videos übernehmen und so die Kommunikationsabteilung unterstützen. Dies hat mir Spass gemacht, gerade da ich künstlerisch aktiv bin und im Herbst ein Kunststudium beginnen werde. Als Drittes habe ich das Team der Schweizer Programme unterstützt.
Was waren bei der Unterstützung der Programmarbeit in der Schweiz deine konkreten Aufgaben?
Das Team der Schweizer Programme habe ich bei zwei konkreten Aktionen unterstützt. Sie haben Lern- und Spielideen für Kinder und Familien in Asylunterkünften oder in Geflüchtetenwohnstrukturen entwickelt. Diese Lern- und Spielsets haben wir gedruckt, zusammengestellt und an zahlreiche Asylunterkünfte in der ganzen Schweiz verschickt. Zudem habe ich Spielsachen sowie Schreib-, Zeichnungs- und Bastelmaterial bei unseren Partnern abgeholt, verpackt und dann mit dem Auto an über 50 Asylunterkünfte in der Deutsch- und Westschweiz ausgeliefert. Dank dieser beiden Aktionen konnten wir Kindern in Schweizer Asylunterkünften die Möglichkeit geben zu lernen und zu spielen – auch während dem Lockdown, als Betreuungsangebote für Kinder aufgrund der Schutzmassnahmen nicht stattgefunden haben. Von dieser Aktion durfte ich dann auch ein Video als eine Art Dokumentation produzieren.
Was hat dich bei der Auslieferung der Lern- und Spielsets besonders beeindruckt?
Auf meiner Schweizer Tour haben mich die verschiedenen Zustände und Stimmungen in den Asylzentren beeindruckt und auch nachdenklich gestimmt. Die Gebäude und Infrastruktur der Zentren machten manchmal schon einen sehr stark heruntergekommenen Eindruck und auch örtlich ist mir aufgefallen, dass die Asylzentren oft sehr abgelegen und selten in Wohngebieten zu finden sind. Dies hat mir das Gefühl gegeben, dass hier Standorte nach dem Motto „Aus den Augen aus dem Sinn“ gesucht werden. Die Zentren, die näher bei Wohngebieten waren und in denen die Präsenz von Kindern z.B. durch Zeichnungen in den Gängen oder vorhandene Orte zum Spielen drinnen und draussen sichtbar waren, haben meiner Meinung nach eine positivere Stimmung ausgestrahlt. Diese Beobachtung hat meine Motivation bestärkt, dass wir als Save the Children in den Zentren einen wichtigen Beitrag leisten können, die verschiedenen Unterkünfte kindgerechter zu gestalten und sicherzustellen, dass Kinder auch geeignete Spielecken und Rückzugsorte haben!
Hattest du bei der Übergabe in den Asylzentren direkten Kontakt mit Mitarbeitenden oder Familien?
Oftmals wickelte ich die Übergaben sehr schnell ab und es gab nur geringen Austausch. Es gab jedoch durchaus auch interessante Gespräche. Einmal wurden wir auch spontan zum Mittagessen und einer Führung in einem Asylzentrum eingeladen. Das war sehr eindrücklich und dort sind uns auch die grossen Unterschiede bewusst geworden! In diesem Zentrum war die Stimmung richtig gut: die Bewohnerinnen und Bewohner führten es grösstenteils selbst und übernahmen viel Verantwortung. So gibt es zum Beispiel Holz- und Metallwerkstätte, einen Garten, wo Gemüse angebaut wird und die Bewohnerinnen und Bewohner führen sogar ein öffentliches Café, das richtig gemütlich mit Kinderbildern an den Wänden eingerichtet ist. Diese Erfahrung war beeindruckend und es zeigt für mich auf, dass es diesen Menschen besser geht, wenn sie selbst dafür sorgen dürfen, dass es ihnen gut geht und auch die Verantwortung dafür übernehmen können.
Ich hatte auch einige berührende Begegnungen mit Kindern selbst. So begegnete ich in einem Asylzentrum einem etwa 3-jährigen Mädchen, dem ich dann mit Einwilligung und Beisein der Eltern direkt ein Plüschtier schenkte. Das Mädchen war fast zu scheu, um das Spielzeug anzunehmen und konnte fast nicht glauben, dass sie es behalten durfte. Es war schön zu sehen, wie man Kindern einfach immer wieder mit Kleinigkeiten eine riesige Freude machen kann.
Wie haben die Erfahrungen der vergangenen Wochen deine persönliche Motivation für die Arbeit bei Save the Children beeinflusst?
Ich arbeite jetzt bereits seit vier Jahren als Dialoger im F2F-Team bei Save the Children und es war für mich persönlich eine bewusste Entscheidung für Save the Children zu arbeiten und mich für die am stärksten benachteiligten Kinder einzusetzen. In meiner alltäglichen Arbeit mache ich Passanten auf öffentlichen Plätzen auf unsere wichtigen nationalen und internationalen Projekte aufmerksam und motiviere sie, sich ebenfalls für Kinder einzusetzen. Die Erfahrungen und alternativen Einsätze, die ich während dem Lockdown machen durfte, haben meine persönliche Motivation für diese Arbeit verstärkt und ich freue mich, meine Überzeugung und auch Erfahrungen aus den Schweizer Projekten wieder an Passanten weiterzugeben.
Sehen Sie sich Joshuas Videodokumentation von seinem Einsatz für die Auslieferung von Schreib-, Zeichnungs- und Bastelmaterialien an Asylunterkünfte an: