Im Jahr 2020 stellten in der Schweiz aufgrund der Covid-19-Pandemie weniger Personen einen Asylantrag als in den Vorjahren. Anlässlich der heute veröffentlichten Asylstatistik warnen wir vor einem Trugschluss und fordern einen Ausbau statt eines Abbaus von Betreuungsstrukturen für geflüchtete Kinder.
2020 stellten auch weniger Kinder einen Antrag für Asyl als 2019 (5’033 statt 6’365). Trotzdem ist es wichtig, dass diese Kinder kindgerechte Strukturen in guter Qualität erfahren – und auch zukünftig haben.
Im Jahr 2020 stellten in der Schweiz 3’228 Personen weniger als im Vorjahr einen Asylantrag (2019: 14’269, 2020: 11’041). Doch nach wie vor stammen fast die Hälfte der Asylgesuche von Minderjährigen (2019: 6’365, 2020: 5’0331). Anlässlich der Veröffentlichung der Asylstatistik für das Jahr 2020 warnen wir allerdings vor einem Trugschluss: Es ist damit zu rechnen, dass die Zahlen nach der globalen Covid-19-Pandemie nicht auf diesem tieferen Niveau verharren, sondern wieder ansteigen. Deshalb empfehlen wir der Schweiz anstelle eines Abbaus der Strukturen im Asylwesen bereits jetzt für die kommenden Jahre zu investieren und die nötigen Betreuungsstrukturen – speziell für minderjährige Asylsuchende – auszubauen. Damit könnte auch die gegenwärtige Situation während der Covid-19-Pandemie in Asylunterkünften erleichtert werden.
Familien in Asylzentren sind in der aktuellen Lage besonders verletzlich. Die Gesundheit von Asylsuchenden und Personal hat derzeit Priorität und das erfordert zusätzliche Ressourcen und Unterbringungsmöglichkeiten. Geflüchtete Kinder und Jugendliche sollen jedoch auch weiterhin lernen, spielen und ein Stück Alltag beibehalten können. Sie benötigen wie alle Kinder eine sichere und angemessene Unterbringung und Betreuung, um ihre Erlebnisse bewältigen und sich gesund entwickeln zu können.
Auswertung der Asylstatistik 2020 von Save the Children Schweiz
Anzahl geflüchteter Menschen bleibt hoch
Durch unsere weltweite Projektarbeit verfolgen wir die Entwicklungen auf den Migrationsrouten in Echtzeit. Auch wenn die Anzahl Asylgesuche aufgrund der Covid-19-Pandemie abnahm, bleibt die Anzahl an Menschen auf den Migrationsrouten hoch. So ist in den nächsten Jahren nicht mit einer Stabilisierung der Zahlen, sondern gar mit einer Zunahme zu rechnen. Durch die Covid-19-Pandemie werden sich bereits bestehende Problematiken wie Armut und Hunger, bewaffnete Konflikte oder unzureichende Gesundheitsversorgung verschärfen und noch mehr Menschen zur Flucht zwingen.
Wir haben jetzt die Möglichkeit, uns auf die nächsten Jahre vorzubereiten und die notwendigen Strukturen zu schaffen, damit jedes Kind und jede Familie vom ersten Tag in der Schweiz eine adäquate Betreuung erhält.
Hössli weiter: “Über 80% der asylsuchenden Kinder erhalten zumindest vorübergehend Schutz und bleiben für viele Jahre in der Schweiz. Das Bereitstellen von qualitativ guten Betreuungsangeboten und psychosozialer Hilfe auf Bundes-, Kantons- und Gemeindeebene zahlt sich langfristig aus – für diese Kinder, die Familien, aber auch die Gesellschaft insgesamt.”
Auch während Covid-19 für asylsuchende Kinder da
Seit 2015 arbeiten wir in der Schweiz im Asylbereich und unterstützen Asylunterkünfte auf Bundes- und Kantonsebene auch während der Covid-19-Pandemie mit vielfältigen Lern- und Spielmaterialien für über 1’500 geflüchtete Kinder, Jugendliche und Familien. So können geflüchtete Kinder trotz bestehender Einschränkungen auch auf engstem Raum weiterhin lernen und spielen und einfach nur Kind sein.